nig zu werden. In zwei Verträgen, einem so genannten Gestattungs¬
vertrag und dem eigentlichen lieferungsvertrag über 150 Mio. Kubik¬
meter jährlich, sagte die Stadt die freie Belieferung der Konzernwerke
zu. In Hinblick auf die Lieferung an die Mittelindustrie übernahm die
Stadt den Vertrieb und die Verrechnung, die Belieferung erfolgte aber
unmittelbar aus den Ferngasleitungen. Lediglich die Kleinindustrie und
das Gewerbe erhielten das Gas durch die Stadt. Für die Zukunft stand
Düsseldorf frei, das kommunale Gaswerk zu erweitern, auch hatte die
Stadt keinerlei Garantie für eine Mindestabnahme übernommen. Je¬
doch bestand die Einschränkung, dass die einmal bezogenen Mengen
auch in Zukunft beibehalten werden mussten, es sei denn, dass der Ab¬
satz des Eigengases zurückgehen sollte. Schließlich gelang es der Stadt
nicht, den seit 1914 vom RWE versorgten Stadtteil Benrath in das ei¬
gene städtische Versorgungsgebiet einzugliedern.71
Der Düsseldorfer Gasabsatz wurde noch weit von dem der Nachbar¬
stadt Köln übertroffen: 1926 wurden über 75 Mio. Kubikmeter abgege¬
ben. Berücksichtigt man jedoch, dass Köln nach Hamburg und Berlin
mit fast 700.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Deutschland war,
blieb der Gasverbrauch je Kopf der Bevölkerung von nur etwas mehr
als 100 Kubikmeter im Jahr deutlich hinter dem vergleichbarer Gro߬
städte zurück. Hamburg und Frankfurt kamen beispielsweise auf Werte
von 159 beziehungsweise 164 Kubikmeter, Barmen und Remscheid so¬
gar auf 214 und 246 Kubikmeter.72 Der nur geringe Versorgungsgrad
Kölns hing nicht zuletzt mit dem desolaten Zustand des städtischen
Gaswerks zusammen. Es galt als stark überholungsbedürftig und als
längst nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand. Überschüsse, so
sie denn überhaupt anfielen, setzte der Stadtkämmerer in den 20er-
Jahren immer wieder eher zur Deckung des städtischen Haushaltsdefi¬
zits, denn zur systematischen Erneuerung der Werksanlagen ein. Bei
Selbstkosten von 4,9 Pfg. pro Kubikmeter konnten Defizite nur da¬
durch aufgefangen werden, dass die Stadt die Gaspreise Jahr für Jahr
anhob, sodass weder für die Bevölkerung und erst recht nicht für die
Industrie ein wirksamer Anreiz bestand, den Gasverbrauch auszuwei¬
ten. Zum Jahreswechsel 1926/27 stand noch offen, welchen Weg Köln
beschreiten wollte. Da im Rheinland zur gleichen Zeit Gerüchte kur¬
sierten, dass die AfK ihre Mitgliedszechen darauf verpflichtete, die
Kohlenlieferungen an diejenigen Gaswerke einzustellen, die sich gegen
einen Ferngasanschluss stark machten, ließ sich die Kölner Stadtver¬
71 •• •
Kölnische Ztg. vom 3.4.1930: Die Düsseldorfer Ferngasverträge; Frankfurter Ztg.
vom 3.4.1930: Düsseldorf bezieht Ruhrgas; Falter (1960), S. 56 f.; Stadtwerke Düssel¬
dorf (1992), S. 26 f.
Nach Gaskalender 1927, angeführt bei Häringslack (1927), Anhang
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