Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

Neben der Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen versprach sich 
der Ruhrbergbau von der Ferngasversorgung auch die Lösung des so 
genannten Sortenproblems. Darunter verstand man den Sachverhalt, 
dass bei der Steinkohleförderung verschiedenartige Kohlesorten anfal¬ 
len, die sich auch nach der Aufbereitung unterschiedlich gut absetzen 
lassen. Nach ihrer chemischen Zusammensetzung und ihrer brenn¬ 
technischen Eigenschaften unterscheidet man: 
Zusammensetzung und Brennwert der Kohlensorten* 
Kohlensorte 
chemische 
Zusammensetzung 
Brennwert 
C 
H 
O + N 
WE/kg Kohle 
Gasllammkohlen 
80,22 
5,67 
14,11 
7.829 
Gaskohlen 
83,84 
5,58 
10,57 
8.244 
Fettkohlen 
89,71 
5,00 
5,29 
8.745 
Magerkohlen 
92,33 
3,79 
3,88 
8.599 
Anthrazit 
91,62 
4,14 
4,24 
8.649 
Während sich Gas- und Gasllammkohlen aufgrund ihres hohen Gas¬ 
gehaltes besonders zur Verwendung in Gaswerken eigneten, Fettkohlen 
in den Kokereien genutzt wurden, lag das Hauptverwendungsgebiet 
von Ess- und Magerkohlen - die sie sehr gasarm waren und fast rauch¬ 
frei verbrannten - im Hausbrand.* 9 Jeder dieser Kohlensorten durchlief 
nach der Förderung einen aufwendigen Aufbereitungsprozess, sodass 
die Kohlen Stücke von Kopfgröße bis zum feinsten Staubkorn (Stück¬ 
kohlen, Nusskohle, Feinkohlen) umfassten. Auf diese Weise entstanden 
bis zu fünfzig unterschiedliche Sorten, die unter bestimmten Marken¬ 
zeichen in den Handel gelangten. 
Große Schwierigkeiten ergaben sich für den Ruhrbergbau dadurch, dass 
sich die Kohlensorten nicht entsprechend ihrer Fördermenge absetzen 
ließen. Insbesondere die Feinkohlen, die bis zu 50 Prozent der 
Gewinnung ausmachten, fanden wegen ihrer schlechten Transportfä¬ 
higkeit nur geringen Absatz. Sie landeten i.d.R. auf Halden oder in der 
Staubkohlenfeuerung in Kraftwerken. Auch preispolitische Maßnah¬ 
^ Zusammengestellt nach Dellweg (1934), S. 8 
9 Vgl. Lücke (1933), S. 20 f.; Hartwig (1936), S. 273 
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