C. Die GBG als regionale Gashandelsgesellschaft
1. Die GBG als Bindeglied zwischen Hüttenkokereien und Kom¬
munen
Bediente sich die GBG im Falle von Bous und Dudweiler des Stein¬
kohlegases, ging sie in den folgenden Jahren dazu über, neue Absatz¬
felder mit Hilfe von Kokereigas zu erschließen. Die räumliche Aus¬
breitung der von der GBG versorgten Gebiete vollzog sich dabei in
zwei Etappen: einer ersten Phase, die zwischen 1911 und dem Beginn
des Ersten Weltkriegs anzusetzen ist, sowie einer zweiten Phase zwi¬
schen 1924 und 1930.
Bis zum Jahre 1911, als die GBG ihre geschäftlichen Aktivitäten ent¬
faltete, besaßen nur die Gemeinde Brebach sowie teilweise die Stadt
Saarbrücken eine Kokereigasversorgung. Beide Kommunen erhielten
den Energieträger direkt von der Haiberger Hütte. Im Zuge von Um-
rüstungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Kokereien standen
gleichwohl auch auf den anderen regionalen Hütten erhebliche Koke¬
reigasmengen zur Verfügung, die ihren Absatz suchten. Zunächst zeigte
insbesondere die Völklinger Hütte mit ihren Kokereien in Altenwald
und Völklingen Interesse, ihr Überschussgas zu verwerten. In der zur
Hütte gehörenden Altenwalder Kokerei kamen im Zuge mehrerer Aus¬
baustufen nach der Jahrhundertwende sowohl das Stampfverfahren als
auch anstatt der alten Unterbrennerkoksöfen moderne Regenerativ¬
öfen zum Einsatz. All diese Maßnahmen erhöhten die Koksqualität so¬
wie die Menge des verfügbaren Kokereigases. Es lag daher nahe, das
überschüssige Kokereigas Gewinn bringend an die benachbarten Ort¬
schaften abzugeben. Im März 1911 boten die Röchüngschen Eisen-
und Stahlwerke der Gemeinde Sul^bach an, Kokereigas von Altenwald
zu liefern. Der Preis sollte zwischen 4,25 und 4,5 Pfg. pro Kubikmeter
liegen, je nachdem ob die Gemeinde oder das Stahlunternehmen die er¬
forderlichen Leitungen verlegen sollten. Ähnlich wie im Falle von Saar¬
brücken wäre somit eine Direktbelieferung möglich gewesen.
Von diesen Plänen erfuhr auch die BAMAG, die ein Abkommen zwi¬
schen Gemeinde und Kokerei unter allen Umständen verhindern
wollte. Zum einen beabsichtigten BAMAG/GBG ihrerseits die Beliefe¬
rung Sulzbachs vom benachbarten Gaswerk in Dudweiler. Zum ande¬
ren erkannte die Gesellschaft im Zwischenhandel von Kokereien zu
Kommunen ein gewinnträchtiges Geschäftsfeld, das sie nicht leichtfer¬
tig aus der Hand geben wollte. Sie hintertrieb deshalb die Verhandlun¬
gen zwischen Sulzbach und der Hüttenkokerei und schloss ihrerseits
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