nanzkralt der meisten Kommunen Rechnung trugen. Le Coutre unter¬
scheidet hierbei zunächst das gemischtwirtschaftliche Unternehmen,
wobei das Unternehmen als Aktiengesellschaft gegründet wurde, die
Aktien sich teilweise im Besitz der Öffentlichen Hand und teilweise im
Besitz des privaten Kapitals befanden. Diese Unternehmensform ver¬
banden die Vorteile privatwirtschaftlicher Unternehmen und die öffent¬
lichen Interessen von Städten, Kreisen oder sonstigen Gebietskörper¬
schaften. Ein zweites Organisationsmodell bestand darin, dass das
Gaswerk zwar der Gemeinde gehörte, diese das Gaswerk aber gegen
eine feste oder variable Summe an eine Privatfirma verpachtete. Auch
dieses Modell wollte privatwirtschafdiche Effizienz und öffentliche Be¬
lange miteinander kombinieren. Beim dritten Organisationsmodell be¬
teiligte sich die Kommune weder am Bau noch am Betrieb des Gas¬
werks. Sie überließ dies vielmehr einem Privatunternehmen, welches
seinerseits eine feste Summe oder einen bestimmten Anteil pro ver¬
kauftem Kubikmeter Gas an die Kommune ab führte.156 Schließlich
kam es als viertes Modell vor, dass eine Privatfirma ein kommunales
Gaswerk aufkaufte oder pachtete, um es anschließend süllzulegen und
die Gemeinde über ein benachbartes Zentralgaswerk zu versorgen.
Auch in diesem Fall erhielt die Gemeinde einen festen oder variablen
Geldbetrag.
Im Zuge der Entwicklung neuer Betriebsformen und Organisations¬
modelle in der (Gruppen-)Gasversorgung bildeten sich auch unter-
nehmenspolidsch neue Anbieter heraus. Während im 19. Jahrhundert
zunächst ausländische Firmen den Gassektor beherrschten, in den nach
und nach deutsche Firmen wie die Thüringische Gasgesellschaft, die
Deutsche Kontinental-Gasgesellschaft oder die Allgemeine Gasaktien¬
gesellschaft eindrangen, ging die Entwicklung zur Gruppengasver¬
sorgung auch mit der Gründung neuer Gasunternehmen einher, die das
Nachfragepotenzial der Kleingemeinden erkannten und sich speziell
auf den Bau kleiner Gaswerke konzentrierten. Zu diesen Gesellschaften
gehörte die Firma Karl Francke aus Bremen, die sich insbesondere auf
den Bau von Gaswerken in einer Größenordnung von Gemeinden mit
etwa 2.500 Einwohnern spezialisierte. Um die Finanzknappheit vieler
Gemeinden zu umgehen, schlug Francke - wie schon der Fall
Schiffweiler zeigte - die Gründung örtlicher Aktiengesellschaften vor,
die die Investitionsmittel für den Bau der Anlagen aufbringen sollten.
Auch übernahm die Firma auf Nachfrage die technische und
kaufmännische Betriebsführung über eine kooperierende Firma, die
156 Vgl. Le Coutre (1914), S. 107
191