A. Die Kokereigasversorgung
1. Die Kokereien des Bergbaus und der Hüttenindustrie in der
Saarrregion
a. Die Kokereigaswirtschaft des Bergbaus
Die Anfänge der Kokereitechnik an der Saar reichen bis in die Mitte
des 18. Jahrhunderts zurück. 1748 ließ Fürst Wilhelm Heinrich bei der
Ortschaft Malstatt im Fischbachtal eine Rußhütte errichten, die vor¬
wiegend Ruß, Öl und Teer erzeugte.1 Der aus der Umwandlung der
Kohle gewonnene Koks fand zunächst keine Verwendung. Auf einer
zweiten Rußhütte, dem Sulzbacher Harzwerk, nutzte man hingegen den
anfallenden Koks zur Verhüttung in Hochöfen, weil die Ofenkon¬
struktionen ab 1765 systematisch verbessert wurden. Im Mittelpunkt
stand aber nach wie vor die Gewinnung der "Nebenprodukte": "Das
überdestillierte Gemisch von Teer, Wasser und 01 sammelte man in grossen Fäs¬
sern, worin der schwere Teer sich absetgte und das 01 an der Oberfläche schwamm.
Fetteres konnte in den auf dem Finde üblichen Fampen gebrannt werden, auch
bediente man sich seiner gur Speisung der Bergmanns lampen in der Sulfbacher
Grube; allerdings 'rauchte es viel und gab einen ziemlich starken Geruch nach Bi¬
tumen'... Das gereinigte Teer fand als Wagenschmiere guten Absatf.2 Als Be¬
leuchtungsmittel kam das in Sulzbach gewonnene Öl auch in den
Hauptstraßen und auf den Plätzen von Saarbrücken sowie auf der Brü¬
cke über die Saar zum Einsatz.3
Obwohl die Kokereiwirtschaft schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts
über eine differenzierte Produktpalette verfügte, blieb das bei der
Kokserzeugung anfallende Gas zunächst ungenutzt. In England setzte
man zur selben Zeit bereits Koksofengas zur Beleuchtung ein. In den
dortigen Kohlenrevieren hatte Lord Dundonald die Beobachtung ge¬
macht, dass bei der Erzeugung von Koks große Gasmengen anfielen.
Nachdem er die Koksgase in einem Kühler von den Teerölen befreite,
beleuchtete er damit seit 1786 seine Fabrikräume während der Nacht¬
arbeit.4
In den Jahrzehnten nach der Übernahme der Saargruben durch den
preußischen Staat 1815 stieg die Nachfrage nach Koks stetig an. Insbe¬
sondere die Eisenhütten stellten nach und nach den Hochofenbetrieb
von Holzkohle auf Kokskohle um. Mit dem Koks exisderte ein
1 Vgl. Haßlacher (1884), S. 61; Haßlacher (1912), S. 85; Groß (1992), S. 64
2 Haßlacher (1912), S. 87 f.
Vgl. Haßlacher (1884), S. 65; Ress (1957), S. 205
4 Vgl. Körting (1963), S. 27
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