den Verhältnisse am internationalen Energiemarkt dar,115 war gleichzeitig aber
genauso durch die bereits seit langem schlechte Ertragslage des saarländischen
Steinkohlenbergbauunternehmens hervorgerufen.116 * Sehr unterschiedliche Einflüsse
lösten daraufhin bei den Saarbergwerken eine Strategie aus, die auf eine Expansion
des Unternehmens in bergbauffemde Bereiche aus Kostengründen zunächst noch
verzichtete und statt dessen lieber die vertikale Integration des Unternehmens förder¬
te." Allerdings weist die strukturelle Entwicklung der Saarwirtschaft auch auf
grenzraumtypische und in der regionalspezifischen Wirtschaftsentwicklung begrün¬
dete Einflüsse hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Wiedererstarken regionaler
Unternehmernetzwerke im Eisen- und Stahlbereich durch die Sequestrierung der
Unternehmen weitgehend verhindert worden - besonders deutlich wird dies am Fall
Röchling und im Bereich des Steinkohlenbergbaus hatte im Saarrevier bekanntlich
von Beginn an der Staat eine dominierende Rolle,"8 ganz im Unterschied z.B. zum
weitgehend privatwirtschaftlich organisierten Bergbau an der Ruhr. Möglicherweise
ist daher als Charakteristikum der Saarwirtschaft eine hohe Verantwortlichkeit und
Interventionstiefe des Staates angesichts der durchaus ähnlich wie in anderen Regio¬
nen gelagerten Probleme anzunehmen.119
Ansatz: Delf Slotta, Der Saarbergbau in den Jahren 1955-1957, Saarbrücken 1985, sowie ders., Die
Entwicklung der Saarbergwerke AG in den Jahren 1958 bis 1984, Saarbrücken 1986. Früher bereits:
Saarbergwerke AG (Hg.), Zahlen über den Saarbergbau, Saarbrücken 1971.
1,5 Detailliert hierzu: Pretor u. Rinn, Bergbau, S. 128ff. Eine wichtige Grundlage nationaler Energiepolitik
bildete das auf Beschluß des Bundestags erarbeitete Gutachten der Arbeitsgemeinschaft deutscher
wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e.V. (Hg.), Untersuchung über die Entwicklung der
gegenwärtigen und zukünftigen Struktur von Angebot und Nachfrage in der Energiewirtschaft der
Bundesrepublik unter besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus, Berlin 1961. Eine umfassen¬
de Einordnung der Geschichte des Steinkohlenbergbaus in die Energiepolitik der Bundesrepublik findet
sich in: Werner Abelshauser, Der Ruhrkohlenbergbau seit 1945. Wiederaufbau, Krise, Anpassung,
München 1984.
116 Besonders interessant ist die Sicht des Vorstandsvorsitzenden auf die Ertragslage seines Unternehmens,
Rolshoven, Steinkohlenbergbau, S. 20.
" Dörrenbächer, Entwicklung, S. 206; Dörrenbächer, Bierbrauer u. Brücher, Coal Mining, S. 210. Der
hier verwendete Begriff der „defensiven Adaption“ als Bezeichnung für die Unternehmensstrategie der
Saarbergwerke AG zwischen 1957 und 1963 wird im folgenden noch aufseine Angemessenheit zu prüfen
sein. Auf jeden Fall ist es wichtig, hier bereits zu betonen, daß es sich um eine aktive, gezielte Unter¬
nehmenspolitik handelte.
118 Emst Klein, Der Staat als Unternehmer im saarländischen Steinkohlenbergbau, in: Vierteljahrschrift für
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 57 ( 1970), S. 323-349.
119 Dieser Aspekt wurde bislang bei praktisch allen Untersuchungen zur regionalen Strukturpolitik im
Saarland übersehen. Selbst in besonders aufwendigen Arbeiten wie Hans-Peter Dietrich u.a., Strukturelle
Anpassung altindustrieller Regionen im internationalen Vergleich. Forschungsvorhaben im Auftrag des
Bundesministers für Wirtschaft, Endbericht, Hamburg 1989, S. 91 ff., wird die Rolle des Staates nur ganz
am Rande gestreift. Sehr aufschlußreich dagegen ist das Beispiel Lothringens, vgl. Nicole May, Wandel
der Region Lothringen: Kontinuitäten und Brüche, in: Heiderose Kilper u. Dieter Rehfeld (Hgg.), Konzern
und Region. Zwischen Rückzug und neuer Integration - internationale vergleichende Studien über Montan-
und Automobilregionen, Münster 1994, S. 13-60, sowie François Reitel, Probleme des Strukturwandels in
den Montanregionen Lothringen und Nordfrankreich, in: Hans Heinrich Blotevogel (Hg.), Europäische
Regionen im Wandel. Strukturelle Erneuerung, Raumordnung und Regionalpolitik im Europa der Regio¬
nen, Dortmund 1991, S. 169-178.
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