Bedeutung der Stadtregion Saarbrücken für die weitere Entwicklung des gesamten
Landes und zeigte sich grundsätzlich wenig optimistisch für die Perspektiven im
Bergbau. Deutlich wird allerdings der Versuch des Autors, der seine Studie ausdrück¬
lich als in Abgrenzung zu „zwei weiteren Gutachten“ angelegt sah,11-' eine politisch
wie ökonomisch sinnvolle und vor allem durchsetzbare Konzeption zur Lösung des
Stadt-Umland-Konfliktes im Bereich Saarbrückens zu erarbeiten. Wohl auch in der
Hoffnung, den kommunalpolitischen Streit um die Eingemeindungsvorschläge aus
der Landeshauptstadt entschärfen zu können, konzentrierte sich Tietz auf den Begriff
der „Stadtregion“, der - richtig definiert - die Grundlage für den durch den Struktur¬
wandel erforderlichen angemessenen Neuzuschnitt der Gebiets- und Verwaltungs¬
grenzen in Saarbrücken und seinem Umland bieten sollte. Letztlich ging es Tietz also
darum, Verwaltungs- und Planregionen deckungsgleich mit durch bestimmte Formen
von Strukturwandel geprägten Regionen zu machen, um damit Reibungsverluste und
Dysfunktionalitäten, wie sie sich z.B. bei der Frage der interkommunalen Zusammen¬
arbeit auf dem Gebiet der Industriefläehenerschließung gezeigt hatten, zu verhin¬
dern."6
Dieser Optimismus gegenüber der föderalen Ordnung, der Tietz somit indirekt die
Funktion zusprach, für einen geordneten und sachlich angemessenen Konfliktaustrag
zwischen den Gemeinden des Saarlandes sorgen zu können, spiegelt sieh auch in der
Herangehensweise des Autors an die Analyse der ökonomischen Situation des
Bundeslandes w ider: Seinen Ansatzpunkt wählte Tietz in einer ausführlichen Exegese
der wirtschaftspolitischen Ziele von Landesregierung und „Selbstverwaltung der
Wirtschaft“. Dabei kam er zu dem Ergebnis, daß die Landesregierung primär die
Sicherung und Stärkung des Eisen- und Kohlesektors sowie eine Auflockerung der
Industriestruktur durch Ansiedlung von Unternehmen in den bisher wenig entwickel¬
ten Randgebieten des Saarlandes vorsah - allerdings „nicht über den Rahmen der
Freisetzung von Arbeitskräften an anderen Stellen hinaus“. Den Wirtschaftsvertretern
maß Tietz eine Konzeption bei, die vor allem eine Einschränkung der Arbeitskräffe-
versorgung im Montankern verhindern wollte und Neuansiedlungen primär aus mit
diesem Kern verbundenen Sektoren für wünschenswert hielt."7
Allerdings formulierte der Gutachter in seiner Prognose der künftigen sektoralen
Entwicklung mit überraschend deutlichen Worten eine ganz andere Entwicklung. Im
direkten Gegensatz zu seiner Darstellung der Regierungspolitik ging Tietz davon aus,
daß das Gros der kommenden Industrieansiedlungen im südlichen Verdichtungsraum
Saarland. Da es sich bei dieser zweiten Auflage um eine deutlich veränderte Ausgabe handelt, werden
beide Ausgaben im folgenden parallel zitiert. Tietz arbeitete zur Zeit der Abfassung der Gutachten als
Assistent an der Universität des Saarlandes, wo er ab 1969 Direktor des Instituts für empirische Wirt¬
schaftsforschung wurde.
115 Tietz, Teilräume, S. II. Gemeint ist der erste Teil des Gutachterstreits zwischen Monz und Isbary.
116 Ebd., S. 2-28.
117 Ebd., S. 55 und S. 58.
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