Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

Bedeutung der Stadtregion Saarbrücken für die weitere Entwicklung des gesamten 
Landes und zeigte sich grundsätzlich wenig optimistisch für die Perspektiven im 
Bergbau. Deutlich wird allerdings der Versuch des Autors, der seine Studie ausdrück¬ 
lich als in Abgrenzung zu „zwei weiteren Gutachten“ angelegt sah,11-' eine politisch 
wie ökonomisch sinnvolle und vor allem durchsetzbare Konzeption zur Lösung des 
Stadt-Umland-Konfliktes im Bereich Saarbrückens zu erarbeiten. Wohl auch in der 
Hoffnung, den kommunalpolitischen Streit um die Eingemeindungsvorschläge aus 
der Landeshauptstadt entschärfen zu können, konzentrierte sich Tietz auf den Begriff 
der „Stadtregion“, der - richtig definiert - die Grundlage für den durch den Struktur¬ 
wandel erforderlichen angemessenen Neuzuschnitt der Gebiets- und Verwaltungs¬ 
grenzen in Saarbrücken und seinem Umland bieten sollte. Letztlich ging es Tietz also 
darum, Verwaltungs- und Planregionen deckungsgleich mit durch bestimmte Formen 
von Strukturwandel geprägten Regionen zu machen, um damit Reibungsverluste und 
Dysfunktionalitäten, wie sie sich z.B. bei der Frage der interkommunalen Zusammen¬ 
arbeit auf dem Gebiet der Industriefläehenerschließung gezeigt hatten, zu verhin¬ 
dern."6 
Dieser Optimismus gegenüber der föderalen Ordnung, der Tietz somit indirekt die 
Funktion zusprach, für einen geordneten und sachlich angemessenen Konfliktaustrag 
zwischen den Gemeinden des Saarlandes sorgen zu können, spiegelt sieh auch in der 
Herangehensweise des Autors an die Analyse der ökonomischen Situation des 
Bundeslandes w ider: Seinen Ansatzpunkt wählte Tietz in einer ausführlichen Exegese 
der wirtschaftspolitischen Ziele von Landesregierung und „Selbstverwaltung der 
Wirtschaft“. Dabei kam er zu dem Ergebnis, daß die Landesregierung primär die 
Sicherung und Stärkung des Eisen- und Kohlesektors sowie eine Auflockerung der 
Industriestruktur durch Ansiedlung von Unternehmen in den bisher wenig entwickel¬ 
ten Randgebieten des Saarlandes vorsah - allerdings „nicht über den Rahmen der 
Freisetzung von Arbeitskräften an anderen Stellen hinaus“. Den Wirtschaftsvertretern 
maß Tietz eine Konzeption bei, die vor allem eine Einschränkung der Arbeitskräffe- 
versorgung im Montankern verhindern wollte und Neuansiedlungen primär aus mit 
diesem Kern verbundenen Sektoren für wünschenswert hielt."7 
Allerdings formulierte der Gutachter in seiner Prognose der künftigen sektoralen 
Entwicklung mit überraschend deutlichen Worten eine ganz andere Entwicklung. Im 
direkten Gegensatz zu seiner Darstellung der Regierungspolitik ging Tietz davon aus, 
daß das Gros der kommenden Industrieansiedlungen im südlichen Verdichtungsraum 
Saarland. Da es sich bei dieser zweiten Auflage um eine deutlich veränderte Ausgabe handelt, werden 
beide Ausgaben im folgenden parallel zitiert. Tietz arbeitete zur Zeit der Abfassung der Gutachten als 
Assistent an der Universität des Saarlandes, wo er ab 1969 Direktor des Instituts für empirische Wirt¬ 
schaftsforschung wurde. 
115 Tietz, Teilräume, S. II. Gemeint ist der erste Teil des Gutachterstreits zwischen Monz und Isbary. 
116 Ebd., S. 2-28. 
117 Ebd., S. 55 und S. 58. 
312
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.