Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970 (36)

im saarländischen Landesarchiv54 56 vollständig gesichtet und ausgewertet wurden. 
Hinzu treten die Akten der Spitzenebene des von den hier untersuchten Gegenständen 
besonders tangierten Ministeriums für Wirtschaft und des Ministeriums für Finanzen 
sowie der Generalfinanzkontrolle, dem späteren Landesrechnungshof. Die Akten des 
Auswärtigen Amtes des Saarlandes und hierbei insbesondere der diplomatischen 
Vertretung des Saarlandes in Paris, die bis zu deren Auflösung ebenfalls überliefert 
sind, erwiesen sich zur Analyse der Übergangszeit als besonders aufschlußreich. Ein 
bedauerliches Manko stellt allerdings der Umstand dar, daß die Akten der nach- 
geordneten Ebenen in den Ministerien nur teilweise abgegeben, kaum geordnet, und 
außer durch provisorische Findmittel wie z.B. Abgabelisten, praktisch nicht er¬ 
schlossen sind - von einer vollständigen Verzeichnung ganz zu schweigen/ 5 
Die so skizzierte, nicht unproblematische Überlieferungssituation im Bereich staatli¬ 
cher Akten ist sicherlich zum Teil symptomatisch für die Schwierigkeiten bei der 
Erforschung eines gegenwartsnahen Gegenstandes. Für die Saarforschung bestätigt 
sich darin auch die These von der relativ günstigen Quellenlage für die Nachkriegs¬ 
zeit: Die Doppelüberlieferung in der deutschen bzw. saarländischen Verwaltung und 
derjenigen der Besatzungsmächte stellt einen forschungspraktischen Vorteil dar, 
zumal in der Besatzungssituation dem Vorgang des „Aktenkundig-machens“ eine 
gänzlich andere Bedeutung als in späteren Jahren zukam/" Mit der Eingliederung fiel 
dieser Vorteil weitgehend weg. Allerdings bestanden im Bereich amtlicher und 
halbamtlicher Publikationen, die heute als gedruckte Quellen überliefert sind, be¬ 
stimmte Vorteile der Nachkriegssituation über die Eingliederung hinweg fort. An 
erster Stelle sind hierbei die umfangreichen Schriften des Statistischen Landesamts 
des Saarlandes zu nennen, das in der Phase der Teilautonomie quasi die Funktion 
eines nationalen Statistischen Amtes übernommen hatte. Aus dieser Tradition begrün¬ 
det sich das außerordentlich umfangreiche Material an Analysen und Berichten, das, 
in mehreren Schriftenreihen und vielen Einzelstudien publiziert, einen ebenso kon¬ 
zentrierten wie breiten Zugang zur ökonomischen Entwicklung des Saarlandes 
erlaubt. Ergänzt werden konnte dieses Material um die nicht minder umfangreichen 
und qualifizierten, oft auch um interessante Synthesen und abwägende Urteile ange¬ 
reicherten Publikationen der Industrie- und Handelskammer sowie der Arbeits¬ 
kammer des Saarlandes, Kammern, die ihre Entstehung ebenfalls der besonderen 
politischen Geschichte des Saarlandes verdanken. 
54 Zu den Beständen des Landesarchivs vg!. Wolfgang Läufer, Das Landesarchiv Saarbrücken. Einführung 
in Geschichte, Aufgaben, Bestände und Benutzung, 2. Aufl. Saarbrücken 1983. 
55 Zu den Problemen der Überlieferung staatlicher Akten und der Archivsituation im Saarland vgl. 
Hans-Christian Herrmann, Grundzüge saarländischer Archivgeschichte. Archive im Kontext fehlender 
Verwaltungstradition und eines sich bildenden historischen Raumes, in: Jahrbuch für westdeutsche 
Landesgeschichte 22 (1996), S. 213-232. 
56 Rainer Hudemann u. Burkhard Jellonnek, Saar-Geschichte: neue Methoden, Fragestellungen, Ergeb¬ 
nisse, in: dies. u. Rauls (Hgg.), Grenz-Fall, S. 11-29, hier: S. 13ff. 
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