Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

Forschung zu der Frage, welcher spezifische Beitrag die Bundesland-Politik bei der 
Bewältigung ökonomisch induzierter regionaler Strukturwandelvorgänge kennzeich¬ 
nete, noch in ihren Anfängen. Nachhaltige Impulse scheinen erst die Wiederver¬ 
einigung und die regionalpolitischen Probleme bei der Überwindung der ökono¬ 
mischen Folgen der Wirtschaftspolitik der DDR in den fünf neuen Bundesländern 
gesetzt zu haben. Insbesondere die Reihe der „Leipziger Studien zur Erforschung von 
regionenbezogenen Identifikationsprozessen“ steht für eine Vielzahl von Einzel¬ 
arbeiten und Forschungsprojekten,* 34 * die mit regionalwissenschaftlichen Methoden 
strukturelle Veränderungen in ihrer regionalen Dimension erfassen. In den Kontext 
des so neu erwachten Interesses an der Bedeutung der Länder ist auch das Bay¬ 
ern-Projekt des Instituts für Zeitgeschichte zu stellen," das den Zusammenhang von 
ökonomischem und sozialem Wandel in den 60er Jahren, vermittelt durch (Lan- 
des-)Politik und Institutionen, analysieren will. 
Die zweite Fragestellung der folgenden Untersuchung bezieht sich daher darauf, 
inwiefern die Auswirkungen der mit der Eingliederung einsetzenden sektoralen 
Anpassungsprozesse in der Energiewirtschaft und die durch die Eingliederung ausge¬ 
lösten Veränderungen in den politischen und institutionellen Grundlagen der regiona¬ 
len Strukturpolitik als einander gegenseitig beeinflussende Vorgänge zu verstehen 
sind. Können die Jahre nach der Eingliederung als Phase eines „doppelten Struktur¬ 
wandels“ interpretiert werden? Inwiefern veränderten sich Problemstellungen der 
Landespolitik durch den sektoralen Strukturwandel und welchen Beitrag leisteten die 
bundeslandspezifischen Rahmenbedingungen der Landespolitik zur Bewältigung der 
durch den regionalen Strukturwandel ausgelösten Probleme? Und sind schließlich die 
Jahre zwischen 1966 und 1969 aufgrund der damals erfolgten Restrukturierung der 
Kohlewirtschaft und aufgrund der Aufstellung regionalpolitischer Programme36 * als 
Abschluß dieses doppelten Strukturwandels und damit als eine der Eingliederung 
entsprechende Zäsur anzusehen? 
* * * 
Die Ablehnung des europäischen Statuts für das Saarland verursachte allerdings 
zunächst ein weniger auf regionaler Ebene zu lösendes Problem, sondern stellte eine 
Herausforderung für die internationale Diplomatie dar. In den als Luxemburger 
Sommer der konkreten Utopie - Zur westdeutschen Pianungsgeschichte der langen 60er Jahre, in: Schildt, 
Siegfried u, Lammers (Hgg.), Dynamische Zeiten, S. 362-401. Arthur Benz, Föderalismus als dynamisches 
System. Zentralisierung und Dezentralisierung im föderativen Staat, Opladen 1985. 
34 Vgl. http://www.uni-leipzig.de/~sfb417/. 
jS Thomas Schlemmer, Gesellschaft und Politik in Bayern 1949-1973. Ein neues Projekt des Instituts für 
Zeitgeschichte, in: Maximilian Lanzinner u. Michael Henker (Hgg.), Landesgeschichte und Zeitgeschichte. 
Forschungsperspektiven zur Geschichte Bayerns nach 1945, Augsburg 1997 (= Materialien zur Bayeri¬ 
schen Geschichte und Kultur 4/97), S. 103-109; vgl. auch http://www.ifz-muenchen.de/forschung/projekte/ 
bayem/index.html. 
36 Dieter Biehl u.a., Strukturprogramm Saar: Möglichkeiten einer aktiven Sanierung der Saarwirtschaft. 
Ansatzpunkte, Maßnahmen, Kosten, Saarbrücken 1969; Regierung des Saarlandes (Hg.), Aktions¬ 
programm Saarland-Westpfalz, Saarbrücken 1969. 
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