Nassau-Saarbrücken finden sich hier. Den "Wandel der Gesellschafts- und Herr¬
schaftsstrukturen in der Saarregion während der Industrialisierung" beschreibt Hans
Horch in seiner Dissertation, die allerdings nicht auf ungedruckte Quellen zurück¬
greift, dafür aber mit marxistischen Theorien überfrachtet ist. Über die landwirt¬
schaftlichen Reformen in der zweiten Jahrhunderthälfte, die bäuerliche Bevölkerung,
ihre Güter, Vermögensverhältnisse, Betriebssysteme, Wirtschaftsweise sowie über
ihre Abgaben und Dienstleistungen informiert instruktiv die Dissertation von Jürgen
Karbach zu den "Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im
18.Jahrhundert". Das "Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken" behandelt Hans-
Heinz Gerhard in seiner Dissertation, die ihren Schwerpunkt auf die städtische
Entwicklung Saarbrückens und St.Johanns legt und bei der Behandlung der all¬
gemeinen Reformbestrebungen wie der Durchführung der Generalrenovatur oder der
Einführung einer neuen Steuer im Jahre 1759/60 erheblich ergänzungsbedürftig ist.
Über die sozial-ökonomische Entwicklung der beiden Städte Saarbrücken und
St.Johann liegen zwei neuere Arbeiten vor: Zum einen die Dissertation von Michael
Jung, die sich dem Bürgertum im städtischen Agrar- und Gewerberaum zuwendet
und einen nicht unerheblichen sozialen Wandel während des 18.Jahrhunderts kon¬
statiert, der u.a. in dem Drang der zunehmend reicher werdenden Kaufleute nach Ex¬
klusivität und Leistungsethik zum Ausdruck kommt91. Zum anderen die
Habilitationsschrift von Paul Thomes, die trotz ihres übergeordneten Titels "Kommu¬
nale Wirtschaft und Verwaltung zwischen Mittelalter und Moderne" den Schwer¬
punkt eindeutig auf die wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Verhältnisse der
beiden Saarstädte legt und die städtische Verwaltung in der Frühen Neuzeit er¬
staunlicherweise überhaupt nicht behandelt92. Daneben kann ferner die Arbeit von
Udo Wagner über die "Meiereirechnungen der Stadt Saarbrücken im 17. und
18. Jahrhundert" erwähnt werden, die im Anhang als Dokumentation die Meiereirech¬
nung von 1767 abdruckt. Was die städtische Wirtschaft betrifft, sei schließlich noch
die Arbeit von Oswald Johanni über "Zünfte und Zunftrecht in der Grafschaft Saar¬
brücken" genannt, die zwar eine Vielzahl ungedruckter Quellen heranzieht, diese
aber nur deskriptiv wiedergibt, ohne sie zu analysieren93. Über die industrielle Ent¬
wicklung in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts informieren einige kleinere
Beiträge: So Anton Haßlacher mit seinen "Beiträgen zur älteren Geschichte des
Eisenhüttenwesens" und zur "Geschichtliche(n) Entwicklung des Steinkohlebergbaus
im Saargebiete"; weiter Emst Klein, der von der Mitte des 18. bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts den "Staat als Unternehmer im Saarländischen Steinkohlenbergbau"
behandelt, Jacques Gayot und Robert Herly zur metallverarbeitenden Industrie in den
91 Vgl. Jung, Ackerbau, S. 151 -249.
93 Vgl. Thomes, Wirtschaft, bes. S.65ff.; vergeblich sucht man hier einen Hinweis auf die städtische
Verwaltung, d.h. zum Aufbau, zur Funktionsweise oder zu den Aufgaben der beiden Stadtgerichte
bzw. des gemeinsamen Stadtgerichts von Saarbrücken und St.Johann.
93 Hier muß erwähnt werden, daß in Nassau-Saarbrücken die Zünfte weder politisch noch wirtschaftlich
in besonderer Weise in Erscheinung getreten sind; Zunftkonflikte sind beispielsweise keine bekannt.
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