Äbtissin Gerberga entstamme diesem Zweig der dagsburgischen Familie, eine
gewisse Berechtigung beanspruchen. Über das Faktum hinaus, daß Gerberga um die
Mitte des 11. Jahrhunderts Äbtissin von Hesse gewesen ist, erfahren wir weiter
nichts von ihr.
Nachkommen Gerhards III.
Von Nachkommen Gerhards III. und seiner Gemahlin Berta, der Nichte des
burgundischen Königs, sind uns aus den Quellen zwei Söhne sicher nachweisbar.
So ist dem genealogischen Zusatz zu den Annalen Flodoards zu entnehmen, daß
Berta einen Sohn hatte, nämlich den Grafen Gerold von Genf316, der auch sonst gut
bezeugt ist. Er muß vor 1080 verstorben sein317. Als Bruder Gerolfs konnte Pierre
Duparc Cono, den Bischof von Maurienne, identifizieren318.
Als ein weiteres Kind aus der Ehe Gerhards III. und Bertas können wir die als
Stammutter der Staufer geltende Hildegard von Schlettstadt identifizieren. Über die
genealogische Zugehörigkeit dieser Frau namens Hildegard, welche den Staufer
Friedrich von Büren geheiratet hatte, ist bis in die jüngste Zeit viel gerätselt
worden319. Die Forschung scheint jedoch mit der 1991 erschienenen Arbeit „Zu den
Grundlagen der Staufischen Stellung im Elsaß: Die Herkunft Hildegards von
Schlettstadt“ von Eduard Hlawitschka zu einem weitgehenden Abschluß gekommen
zu sein. Hlawitschka hat in dieser Arbeit auf Grund umfangreicher genealogischer
und besitzgeschichtlicher Überlegungen den Nachweis geführt, daß Hildegard eine
dum vixit, dulce solamen fratrem nostrum Hugonem. Daspatrueles nostros bezieht sich
auf Leo IX. Da es sich aber bei Hugo V. um Leos Bruder handelt, sind Matfried und
Gerhard selbstverständlich auch dessen patrueles.
316 Les Annales de Flodoard, S. 159: ... de Mathilde processit Rodulfits rex et Mathildis,
sororeius. ...de Mathilde, filia Mathildae, Berta. ...de Berta Gerardus Genevensis.
317 Die Belege zu Gerold von Genf und auch zu seinen Nachkommen sind zusammen¬
gestellt bei Hlawitschka, Rudolf von Rheinfelden, vor allem S. 210-215; vgl, auch
Oers,, Grundlagen, S. 4L
318 P. Duparc, Le comté de Genève IXe-XVe siècle, Genève, Paris 1955, S. 96 mit Anm. 3,
stützt sich auf eine undatierte Urkunde von Cono von Maurienne, abgedruckt in:
Historiae patriae monumenta. Chartarum, Tom. II, Augustae Taurinorum 1853, Nr. 143,
S. 182 f. Regest bei Regeste genevoise, Genève 1866, Nr. 222, S. 63 f. Vgl. neuerdings
J -Y. Mariotte, La Comtesse Hildegarde, fondatrice de Sainte-Foy, in: Les Amis de la
Bibliothèque Humaniste de Sélestat, Annuaire 44, 1994, S. 8 u. 12.
319 Aus der Literatur, die Hildegard nicht als Tochter Gerhards III. und Bertas sehen will,
sei genannt J. Krischer, Die Verfassung der Reichsstadt Schlettstadt im Mittelalter,
Straßburg 1908, S. 14 f., der die burgundische Abstammung Hildegards bestritt; H.
Decker-Hauff, Das Staufische Haus, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst -
Kultur, 3. Bd., Stuttgart 1977, S. 344 möchte in ihr eine Tochter des Grafen Ludwig von
Mousson erkennen. Der Meinung Decker-Hauffs hat sich angeschlossen H. Bühler,
Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt? Zur
Geschichte der Grafen und Pfalzgrafen von Tübingen und verwandter Geschlechter, in:
ZWLG40, 1981, S. 197 ff.
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