läßt sich quellenmäßig nicht belegen1262. Möglicherweise gibt eine Urkunde
Gertruds aus dem Jahre 1224 näheren Aufschluß über den Sachverhalt. In jenem
Dokument, mit dem Gertrud die Begleichung von Schulden ihres ersten
Ehemannes, Herzog Theobald I. von Oberlothringen, beurkundet, findet sich die
Formulierung cum de Campania redissem et ad propriam devenissem
libertatem1263. Diese Aussage kann durchaus dahingehend interpretiert werden, daß
die Rückkehr aus der Champagne noch nicht allzulange zurücklag, also im Laufe
des Jahres 1223 geschah. Gertrud hielt sich dann im Oktober 1223 in Moha auf,
denn sie stellte am 6. Oktober dieses Jahres für das von ihrem Vater gestiftete
Zisterzienserinnenkloster Val-Notre-Dame in ihrer Kapelle in Moha zwei
Urkunden aus, die - wie oben bereits ausführlich dargestellt * die unklaren
Besitzverhältnisse des Tales, in dem Val-Notre-Dame gegründet wurde, regeln
sollten1264.
Auffällig ist, daß 1223, zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde Gertruds von
Dagsburg für die Stiftung ihres Vaters, zwei prominente, mit Gertrud verwandte
Frauen in Moha anwesend waren und in dieser LIrkunde als Ratgeberinnen und
Zeuginnen auftraten, nämlich Maria von Brabant - die Tochter Herzog Heinrichs I.
von Brabant und zweifache Witwe, nämlich von Kaiser Otto IV. und von dem 1222
verstorbenen Grafen Wilhelm von Holland - und Aleidis, die Witwe des Grafen
Arnold III. von Loon. Vielleicht, so kann man spekulieren, wurde hier über eine
neue Ehe Gertruds verhandelt. Verbindungen zwischen der Witwe Ottos IV. und
dem Grafenhaus von Leiningen gab es noch aus der Zeit des deutschen
Thronstreites. Allerdings war nach dem Übergang der Grafschaft Leiningen an das
Haus Saarbrücken der neue Gral Friedrich II. von Leiningen in Kontakt zu König
Friedrich II. getreten1265, wohingegen Maria von Brabant immer zu ihrem Gemahl
gehalten hatte1266, so daß sich eine direkte Beziehung zwischen Friedrich II. von
Leiningen und seinem Sohn Simon und Maria von Brabant nicht nachweisen läßt.
Daß Maria von Brabant und Aleidis von Loon in Moha nicht nur einen
Verwandtenbesuch abgestattet hatten, sondern daß höchstwahrscheinlich handfestes
politisches Interesse der Beweggrund für die beiden Frauen war, nach Moha zu
reisen, dürfte indes klar sein, und somit bietet sich gerade für diesen Zeitpunkt die
Verabredung einer neuerlichen Ehe der erst siebzehnjährigen Gertrud von Dagsburg
1262 Richer von Senones (Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap.
23, S. 312) und Alberich von Troisfontaines (Albrici monachi Triumfontium
Chronicon, MGH SS XXIII, S. 916) berichten nur, daß Gertrud in dritter Ehe einen
Grafen von Leiningen geehelicht habe, ohne daß sie ein Datum angeben. Parisse,
Noblesse et chevalerie, S. 375, nennt als Datum der Eheschließung das Jahr 1223, ohne
eine Quelle zu nennen.
1263 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f., Zitat, S. 299; zur Urkunde siehe oben,
S. 132 mit Anm. 729.
1264 Fisen, Historia, lib. 11, S. 447 f. u. im Anhang, Urkunde Nrn. 22 u. 23. Zu den
Vorgängen um Val-Notre-Dame siehe oben, S. 323-331.
1265 Siehe dazu Toussaint, Grafen, S. 39 f.
1266 vgl. dazu Hücker, Otto IV., S. 378 f.
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