Diese Bauwerke - wobei auch an den Typus der Motte gedacht werden kann -
müßten nicht unbedingt aus Stein errichtet worden, sondern könnten überwiegend
auch aus Holz gewesen sein und so die Zeiten nicht überdauert haben1100
Es muß also dahingestellt bleiben, ob sich die Maßnahmen Herzog Friedrichs II.
von Schwaben konkret gegen die Burgenpolitik der Grafen von Dagsburg, in
diesem Falle gegen Hugo VII., gerichtet haben. Als weiterer Punkt wäre anzu¬
führen, daß der prospektive Gegner des Staufers, wenn denn der Dagsburger Graf
der Hauptgegner gewesen wäre, mit Sicherheit ein noch recht jugendlicher Gegner
gewesen ist, der um 1114, wohl gerade mündig geworden, eine allzu aktive Burgen¬
politik nicht betrieben haben kann. Der Vater Hugos VII., Albert I., ist schon um
das Jahr 1100 verstorben, so daß man in den ersten zwei Dezennien des 12. Jahr¬
hunderts, zumindest aber bis zum Jahr 1114, nicht unbedingt vom Versuch einer
aktiven Hegemonialpolitik der Dagsburger Grafen wird sprechen können. Wenn
überhaupt, so wird, bedingt durch den frühen Tod Hugos VII. noch in den zwan¬
ziger Jahren des 12. Jahrhunderts1101, eine massive Hegemonial- und Burgenpolitik
der Dagsburger erst unter Hugo VIII. eingesetzt haben.
Ein Quellenbeispiel verdeuüicht meines Erachtens den eben angeführten Umstand.
Auf dem Purpurkopf, einem nahe Girbaden gelegenen Berg, hat wahrscheinlich
schon im 10. Jahrhundert eine Burg existiert, die im 12. Jahrhundert nicht mehr
bewohnt und schon verfallen war1102. Diese Burg auf dem in der Quelle
Burcberck1103 1104 genannten Purpurkopf, die sich als dagsburgische Besitzung
nachweisen läßt1,04, wird in einer möglicherweise am Anfang des 13. Jahrhunderts
gefälschten Urkunde Papst Leos IX. für das Kloster Altdorf1105 1106 erwähnt. Der
eigentliche Name der Burg war zur Zeit der Entstehung der Fälschung nicht mehr
bekannt, der LIrkundenschreiber erwähnt nur ein castrum, das auf dem Burcberck
lagt 106 sie wurde also nicht mehr aufgebaut und besetzt. Die Gründe dafür liegen
im dunkeln, vielleicht hat die nahegelegene Burg Girbaden das castrum auf dem
Burcberck in seiner Funktion abgelöst. Dieses Beispiel, das uns die aufgelassene
Burg auf dem Burcberck bietet, läßt aber doch Rückschlüsse in der Richtung zu,
daß es nicht unbedingt eine Kontinuität im Burgenausbau bei den Dagsburger
Grafen gegeben hat, und daß es, bedingt durch den frühen Tod von Mitgliedern der
Grafenfamilie gerade in dem Zeitraum vom Ende des 11. bis ins erste Viertel des
1100 Ebda.; vgl. auch Schwarzmaier, Heimat der Staufer, S. 31.
1101 Zum Todeszeitpunkt Hugos VII. siehe oben S. 80 ff.
1102 Die Urkunde Leos IX. ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S.
164 f., Zitat S. 165. Grundriß der Burg bei Bili.ER u. Metz, Anfänge, S. 248 u. 250.
1103 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 164 f., Zitat S. 165.
1104 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Burcberck'.
nos Ais Fälschung bezeichnet sie Brackmann, Germania pontificia III, S. 27 f., ohne
Angabe von Gründen; vgl. auch Biller u. Metz, Anfänge, S. 249 f.; zur Datierung
vgl. Sieffert, Altdorf, S. 34.
1106 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 165: ... qui Hugo ... tradidit decimas ...
unaque omnis montanis ruris, quod adjacet circa Burcberck tam in longitudi¬
ne quam in latitudine, cuius montis cacumine suum extitit castrum-, siehe dazu
Wilsdorf, Le château de Haut-Eguisheim, in: CAF 136e session 1978, S. 156 u.
ebenso Biller u. Metz, Anfänge, S. 249.
335