einer antistaufisehen Haltung des oberlothnngischen Herzogs kann also nicht die
Rede sein. Vor allem war er im Konflikt mit seinem Schwiegervater, dem Grafen
Theobald von Bar, auf die Hilfe Philipps von Schwaben angewiesen1017.
Resümierend kann man feststellen, daß Albert II. die Frage nach der Sicherung
seines Erbes gerade in seinen letzten Lebensjahren doch sehr beschäftigt hat.
Anders ist seine hektische Aktivität diesbezüglich im Jahre 1204 mit dem Abschluß
der genannten Erbschaftsverträge sowohl mit dem Lütticher Bischof als auch mit
Herzog Heinrich I. von Brabant und auch nach der Geburt seiner Tochter kaum zu
erklären. So hat er konsequenterweise noch 1206, im Geburtsjahr Gertruds,
versucht, ihr das reiche Erbe zu sichern, und sie auch im September 1206 mit
Theobald von Oberlothringen, einem mächtigen Dynasten, vermählen können. Daß
jedoch schon bald nach seinem eigenen Ableben, bedingt durch die Zufälligkeiten
der Geschichte, nach dem frühen kinderlosen Tod seiner Tochter der riesige
Besitzkomplex in den Auseinandersetzungen um das dagsburgische Erbe zerfiel
und aufgeteilt wurde, hat Albert II. letztendlich nicht zu verantworten.
Die letzten Jahre Alberts II.
Rückgang der Aktivitäten
In seinen letzten Lebensjahren trat Albert II. in der Reichspolitik nicht mehr in
Erscheinung. Dafür mag zum einen sein schon fortgeschrittenes Alter verant¬
wortlich sein, zum anderen sieht man aber ganz deutlich, daß sein Augenmerk auf
sein Erbe gerichtet war, hält man sich die verschiedenen Abmachungen darüber vor
Augen. Ab dem Jahr 1206 ging es ihm dann vordringlich um die Sicherung des
Erbes für seine so unerwartet geborene Tochter Gertrud.
Für die Jahre ab 1205 bis zu seinem Tod 1212 findet man Albert II. von Dagsburg
nur noch selten als Zeuge in Urkunden anderer Fürsten. Er kommt noch als Zeuge
in Diplomen König Philipps von Schwaben vor, so in einer Urkunde, am 16. Juli
1205 in Hagenau für die Abtei Neuburg ausstellte, sowie in einer am 8. März 1206,
in der der König die Leuten des Grafen Otto von Geldern in Zütphen vom
Transitzoll bei seiner Burg Werd befreit1018.
Die letzten Urkunden Philipps von Schwaben, in denen Albert als Zeuge genannt
wird, sind die vom König am 18. Juni 1207 in Straßburg für den Markgrafen Azzo
von Este ausgestellten Privilegien1019. In einer der beiden Urkunden fungierte auch
1017 Siehe dazu Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 44.
1018 Druck der Urkunde von 1205 bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 76, S. 214 f.; Regest:
Böhmer-Ficker V,l, Nr. 114, S. 34; zur Datierung vgl. ebda - Druck der Urkunde
von 1206 bei Ludolf A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gehe
en Zutfen, s'Gravenhage 1872-1876, Nr. 415, S. 422 f. Regest bei Böhmer-Ficker
V.l, Nr. 130, S. 37..
1019 Muratori, Delle antichità Estensi de Italiane, 1. Bd., S. 381 ff.; Böhmer-Ficker V,l,
Nr. 150 u. 151; auch bei Lünig, Codex I, Sp. 1553-1556.
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