ja vielleicht sogar die gesamte staufische Macht im Elsaß auszuschalten891 und
wandte sich natürlich in der Folgezeit auch und vor allem gegen den nunmehrigen
Hauptrepräsentanten staufischer Macht im Reich, Philipp von Schwaben892.
Die antistaufische Koalition suchte sich natürlich als Ziele für ihre Angriffe stra¬
tegisch wichtige staufische Stützpunkte und Besitzungen im Elsaß aus. Aus den
Annales Marbacenses erfahren wir, daß die Verbündeten im Verlauf der Fehde das
Gregoriental mit der dortigen Vogtei einnahmen, die anscheinend durch einen
wehrhaften Bau gesichert war, welcher bis zu diesem Zeitpunkt als uneinnehmbar
gegolten hatte, und die Städte Colmar, Schlettstadt, Ehnheim, Rosheim und viele
weitere nicht namentlich genannte Orte plünderten und zerstörten893.
Gerade am Beispiel Colmar kann man ablesen, wie sehr die Entscheidung Alberts
II., sich der antistaufischen Koalition gegen den Pfalzgrafen und dann später auch
der niederrheinischen Opposition um den Kölner Erzbischof Adolf von Altona,
welche das staufische Königtum beseitigen wollte, anzuschließen894, von
dagsburgisehen Hausinteressen geleitet wurde und nicht unbedingt grundsätzlicher
Natur gewesen ist. Der wirtschaftlich aufstrebende elsässische Ort Colmar, in dem
die Dagsburger Grafen durch den Besitz der Vogteien über die beiden den Kem des
Ortes bildenden Fronhöfe, den Peterlinger Oberhof und den Konstanzer Niederhof,
bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts die beherrschende Lokalgewalt gewesen waren,
mußte wohl seit der Heirat Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund mehr
und mehr in das staufische Blickfeld gerückt sein895, wie zum Beispiel die
Ereignisse in der Horburger Fehde des Jahres 1162 deutlich zeigen896. Die Staufer
hatten in der Folgezeit versucht, sich in Colmar festzusetzen und die Dagsburger
Grafen aus dem strategisch und verkehrspolitisch wichtigen Ort zu verdrängen, was
zum Teil gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch gelang. Albert II., dem in Colmar
die Vogtei über den Peterlinger Oberhof verblieben war, sah wohl nun im Herbst
1197 nach dem Tod des Kaisers seine Chance, Colmar wieder gänzlich in seine
Hand zu bekommen und die unliebsame Konkurrenz der Staufer aus seinem
angestammten Machtbereich zu vertreiben. Jedoch ist dieses Vorhaben dem letzten
891 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: ... non tantum ipsum [= Otto von Burgund] et
suos, sed etiam homines imperatoris invadere et omnia incendio et rapinis devastare
ceperunt, vgl. RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369.
892 Siehe unten, S. 307-310.
893 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70 f.: Inter multa etiam mala, quae contra comitem
Ottonem moliti sunt, advocatiam eius Vallem Sancti Gregorii, que quasi inexpugnabilis
esse videbatur et tiumquam ab aliquo impugnata, ab ipsis facillime est captata; ac
distractis ibi rebus, in Colutnbaria, Slezistat, Ehenheim, Rodesheim et aliis multis villis
et vicis tyrannidis sue dominum exercuerunt; zur staufischen Herrschaft im Gregoriental
siehe BÜTTNER, Bischof Heinrich, S. 171 ff. (im Ndr. S. 308-311). ferner J.-Y.
Mariotte, Les Staufer et l'avouerie du Val-Saint-Grégoire, in: AfD 38, 1992, S. 135-
143
894 Siehe S. 300 f.
895 Siehe Büttner, Bischof Heinrich, S. 168 f. (im Ndr. S. 305 f.).
896 Siehe oben S. 261-271.
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