Etichonenverwandtschaft bisher nicht zufriedenstellend vorgenommen werden32.
Eine letztgültige Einordnung wird wohl auch vorerst nicht erfolgen können. Daß
Hugo von Tours, der sich ebenfalls auf die Etichonen zurückführen läßt33, einer der
Vorfahren Eberhards I. gewesen sein muß, scheint auf Grund der Grafeneinträge im
Liber memorialis von Remiremont, die weiter unten ausführlich behandelt werden,
klar zu sein34. Dadurch liegt sicher eine Blutsverwandtschaft Graf Eberhards I. mit
dem karolingischen König Lothar II. vor, da dessen Mutter Ermengard bekanntlich
eine Tochter Hugos von Tours war35. In welcher exakten verwandtschaftlichen
Beziehung diese beiden Etichonenabkömmlinge zueinander standen, konnte aber
wegen des oben angesprochenen Problems bis heute nicht in befriedigender Weise
geklärt werden. Der Ansatz von Maurice Chaume36 und Léon Levillain37, die beide
in Graf Eberhard I. einen Sohn Hugos von Tours sehen wollen, kann allein schon
mittels einer chronologischen Untersuchung als völlig verfehlt zurückgewiesen
werden. Denn durch eine solche Einordnung Eberhards I. würden dessen Enkel,
Eberhard, Hugo und Guntram, die man zeitlich fixieren kann, da sie alle eindeutig
durch Diplome Ottos I. nach 952 und im Jahr 959 nachweisbar sind38, zu
Zeitgenossen von Kindern Waldradas, der Friedelfrau Lothars II., und somit in die
zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts versetzt werden39. Diese chronologische
Unstimmigkeit, die mindestens den Zeitraum von einer Generation ausmacht, ist
sowohl Chaume als auch Levillain nicht aufgefallen, die beide für ihre Argu¬
mentation wohl nur die Vita S. Deicoli als Quelle heranziehen40, weil ihnen die
entsprechenden Diplome Ottos I. anscheinend unbekannt geblieben sind41.
32 Siehe dazu oben S. 7 f.
33 Zur Etichonenabstammung des Hugo von Tours siehe Theganus, Gesta Hludowici
imperatoris, in: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs - Astronomus, Das Leben Kaiser
Ludwigs, hrsg. u. übersetzt v. E. Tremp, MGH Script, rer. Germ. 64, Hannover 1995,
cap. 28, S. 216 (siehe das Zitat in Anm. 35); vgl. Vollmer, Etichonen, S. 163 ff.
34 Siehe dazu unten den 1. Exkurs.
35 Astronomus, Vita Hludowici imperatoris, in: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs -
Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs, cap. 34, S. 402 ff. Eodem anno medio octobrio
conventus publicus in Theodonis villa est celebratus; ibique domnus imperator
primogenito filio suo Hlothario Hirmengardam filiam Hugonis comitis uxorem cum
solempni iunxit apparatu. - Theganus, Gesta Hludowici imperatoris, cap. 28, ad 821, S.
216: Sequenti anno habuit placitum suum generale, et ibi Hlutharius, filius suus
primogenitus ex regina <Irmingarda>, suscepit in coniugium filiam Hugi comitis, qui
erat de stirpe cuiusdam ducis nomine Etih, qui erat timidus super omnes homines. Der
Name der Tochter Hugos wird hier nicht genannt; siehe dazu Vollmer, Etichonen, S.
167 f.
36 M. Chaume, Les origines du duché de Bourgogne, 1. Bd.: Histoire politique, Aalen 1977
(= Reprint d. Ausg. Dijon 1925), S. 224 mit Anm. 1, S. 236.
37 L. Levillain, L’Alsace et les origines lointaines de la maison de France, in: Revue
d'Alsace 87, Delle - Strasbourg - Colmar 1947, S. 189 f. u. die Stammtafel nach S. 272.
38 Zu den Brüdern Eberhard, Hugo und Guntram siehe unten, S. 24-31.
39 Siehe die Stammtafel bei Levillain, L'Alsace, nach S. 272.
40 Chaume, Les origines, 1. Bd., S. 224, Anm. 1 u. Levillain, L'Alsace, S. 189 ff.
41 Die von Chaume und Levillain vorgenommene Einordnung Eberhards übernimmt auch
K. Schmid, Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Zur amicitia zwischen Heinrich
I. und dem westfränkischen König Robert im Jahre 923, in: Francia 12 (1984)
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