von der Lage zu machen35. Eine erste Maßnahme Arnulfs dürfte die Neubesetzung
des Straßburger Bistums gewesen sein. Arnulf setzte liier einen seiner Vertrauten,
den aus Bayern stammenden Baitram, als Bischof ein36.
Noch in der ersten Hälfte des Jahres 888 scheint Arnulf des weiteren gegen Rudolf
von Hochburgund die schon erwähnte verwaltungsmäßige Teilung des Elsaß in
Nord- und Sundgau durchgeführt zu haben37. Mit der Grafschaft im Nordgau
betraute er Eberhard, den Grafen im Oberen Aargau und in der Ortenau38, der
zudem noch im Sundgau Einfluß ausiibte, wie sich an seiner Stellung als Laienabt
über die Abtei Münster im Gregoriental ablesen läßt39. Die Motivation für Arnulf,
Eberhard I. mit dem Grafenamt im Nordgau zu betrauen, lag wohl auch in dessen
Stellung im Raum der burgundischen Pforte und im Oberen Aargau begründet.
Arnulf mußte, wenn er gegen Rudolf Erfolg haben wollte, zu Rudolf in
Nachbarschaft stehende Rivalen fördern. Einer dieser Rivalen Rudolfs war eben
jener Eberhard, der durch seine Besitzungen in den genannten Gebieten als einer
der mächtigen Nachbarn Rudolfs erkannt werden kann. Arnulf wollte Eberhard als
ein ihm hilfreiches politisches Gegengewicht zu Rudolf I. von Hochburgund
aufbaucn und durch die Übertragung der Grafengewalt im Nordgau Eberhard
stärker in sein eigenes politisches Konzept einbinden. Eberhard wird zwar in keiner
Quelle explizit als Graf im Nordgau apostrophiert, es existieren jedoch einige
Indizien, die einen Rückschluß auf diesen Umstand zulassen. So läßt sich die
Anwesenheit Eberhards in Straßburg bei einer am 14. März 898 durchgeführten
Schenkung eines gewissen Herimuodt dadurch, daß Eberhard Graf im Nordgau war,
leicht erklären. Herimuodt schenkte dem Kloster Münster im Gregoriental, dem
neben dem Abt Engelfried Graf Eberhard als I^aienabt Vorstand, Besitzungen in den
Orten Egisheim und Türkheim und bekam dafür als Ausgleich Besitzungen in
Altdorf40. Die Handlung wurde in Straßburg presente illustrissimo comité
Eberhardo vollzogen, der zusätzlich als Zeuge genannt wird41. Auch ist das Amt
eines Grafen im Nordgau in Eberhards Nachkommenschaft nachzuweisen42.
Es war von Arnulf wohl auch beabsichtigt, daß Eberhard I. und Bischof Baitram
ebenso untereinander enge politische Kontakte halten sollten. Diese und die
Königsnähe des Bischofs und auch Eberhards zeigen sich in den Schenkungen, die
35 Zum Itinerar Arnulfs in der ersten Hälfte des Jahres 888 siehe Hlawitschka, Lotharin¬
gien, S. 69.
36 RegBfeStr. I, Nr. 104, S. 239 f.; vgl. Borgolte, Grafengewalt, S. 40 f.
37 Siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 40 f.
38 Es ist möglich, daß Eberhard 1. erst durch eine Maßnahme Arnulfs zum Grafen in der
Ortenau erhoben wurde, da Eberhard erstmals 888 als Ortenaugraf nachzuweisen ist (D
Arn. 24, S. 35 f ), also genau in derZeit, in der Arnulf eine politische Neustrukturierung
des benachbarten Elsaß durchgefiihrt hat.
39 Zur Stellung Eberhards in der Abtei Münster im Gregoriental siehe Bruckner, Regesta
Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.; vgl. Anm. 40.
40 Vollständig abgedruckt bei Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.: ...
monasterium sancti Gregorii ubi illuslris comes Eberhardus neenon abbas
Engilfriduspreesse videtur (Zitat, ebda., S. 387).
41 Ebda., Nr. 650, S. 388.
42 Zur Grafschaft im elsässischen Nordgau siehe oben, S. 15 mit Anm. 71.
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