Full text: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim (31)

Nimmt man diese Stelle wörtlich - und das muß man wohl - so bedeutet dies, daß 
Clementia die leibliche Mutter Wilhelms und folglich auch Ermensindes sei. Heinz 
Renn sieht das Problem und versucht, sein genealogisches System dadurch zu 
retten, indem er behauptet, daß mater auch Stiefmutter bedeuten könne886, ein 
meines Erachtens nicht gelungener Versuch, das Problem, das ihm das Wort mater 
in diesem Zusammenhang bereitet, aus der Welt zu schaffen. 
Eine weitere Methode, den Namen der Mutter Ermensindes von Namur zu er¬ 
schließen, ist, die Namen der Töchter Ermensindes in die Überlegungen mitein- 
zubeziehen, wenn man die damals gängige Praxis, die Kinder nach den Großeltern 
zu benennen, in Betracht zieht. Die Töchter Ermensindes von Namur aus der Ehe 
mit Gottfried von Namur hießen Clementia, Beatrix und Adelheid, deren Namen 
wir aus der von Gottfried von Namur und seiner Gemahlin Ermensinde im Jahre 
1121 ausgestellten Stiftungsurkunde für Floreffe erfahren887. Es fällt auf, daß unter 
den Töchtern und auch Enkelinnen Ermensindes von Luxemburg der Name 
Ermensinde nicht vorkommt, wohl aber der Name Clementia. Man sollte dieses 
Faktum zwar nicht überbewerten, es dürfte aber als ein weiteres Indiz gewer¬ 
tet werden, daß die Mutter Ermensindes von Namur nicht Ermensinde, sondern 
Clementia hieß. Clementia, die Tochter Ermensindes von Namur, heiratete schlie߬ 
lich Herzog Konrad von Zähringen. Auf diese Weise hielt der Name Clementia 
Einzug in die Familie der Zähringer, den schließlich diejenige Tochter aus dieser 
Ehe erhielt, welche Heinrich den Löwen heiratete888. Noch eine weitere Enkelin 
Ermensindes trug den Namen Clementia. Mathilde, die Tochter aus der ersten Ehe 
Ermensindes mit Albert I. von Egisheim, hatte den Grafen Folmar von Metz 
geheiratet und mit ihm unter anderem eine Tochter namens Clementia. Diese 
Clementia von Metz ehelichte schließlich den Grafen Folmar von Blieskastel889. 
Man sieht - und es fällt direkt auf, - der Name Clementia wird von den Nach¬ 
kommen Ermensindes an die folgenden Generationen weitergegeben. Es muß also 
eine starke familiäre Bindung zu diesem Namen vorhanden gewesen sein, was doch 
auf eine blutsmäßige Bindung zu einer einstigen Trägerin dieses Namens schließen 
läßt. 
Fügt man alle angeführten Belege und Indizien zusammen, so gibt es wohl an der 
These Möllers keinen Zweifel mehr, daß Konrad I. von Luxemburg lediglich ein 
einziges Mal verheiratet war, nämlich mit Clementia von Poitou, folglich Ermen¬ 
sinde von Luxemburg aus dieser Verbindung hervorging. 
886 Vgl. auch Renn, Grafenhaus, S. 146. 
887 Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11: ... annuentibus ßliis et 
filialibus nostris: Adelberto, Heinrico, Clementia, Beatrice, Adelaide (Zitat, S. 9). 
888 Siehe dazu die Stammtafel bei K. Schmid, Zähringergeschichte und Zähringertradition 
als Themen der Zähringerforschung, in: Die Zähringer. Eine Tradition und ihre 
Erforschung, hrsg. v. K. Schmid, Sigmaringen 1986, S. 213; zur Ehe Clementias mit 
Heinrich dem Löwen, siehe K. Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München, 
2. Aufl. München 1980, S. 43 f. u. 54, zur Scheidung, ebda, S. 74 f. 
889 Siehe Baerten, Agnès de Metz, S. 60 u. Tafel nach S. 64. 
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