beiden Ehepartner stattfinde810. Auch soll Leo IX. laut Herimanni liber de
restauratione S. Martini Tomacensis gegen die Ehe zwischen Balduin und Richilde
vorgegangen sein811.
Alles in allem muß festgestellt werden, daß es sehr zweifelhaft ist, Richilde als
Schwester Leos IX. anzusehen.
Gepa, Äbtissin von Neuss
In der älteren Literatur findet sich immer wieder der Hinweis auf eine weitere
Schwester Leos IX. namens Gepa, welche Äbtissin des St. Quirinusstiftes in Neuss
gewesen sein soll812.
Die Überlieferung, daß Gepa813, die aus Rom Reliquien des III. Quirinus nach
Neuss gebracht haben soll, eine Schwester Leos IX. sei, entstammt nicht einer
mittelalterlichen Überlieferung, sondent wird uns erst durch Gelehrte im 17.
Jahrhundert berichtet814. Ob dieses Wissen um die Verwandtschaft aus einer heute
verlorenen mittelalterlichen Überlieferung stammt oder ob es sich um einen
Rückschluß handelt, wird nicht mitgeteilt.
Ein im Archiv des Départements Meurthe-et-Moselle in Nancy befindliches
Mémoire aus dem 18. Jahrhundert, das wohl aus älteren Quellen schöpft, gibt uns
eine weitere - wenn auch etwas von dem Vorgenannten abweichende - Auskunft.
Das Mémoire berichtet uns, daß eine Äbtissin von Neuss Reliquien des Heiligen
Quirin nach St. Quirin gebracht habe, die sie von ihrem Verwandten, Papst Leo IX.,
erhalten hätte815. Hier lesen wir also nichts von einer Schwester Leos IX. Die
810 Siehe das Zitat in Anm. 805.
811 Herimanni liber de restauratione monasteni S. Martini Tomacensis, ed. G. Waitz, MGH
SS XIV, cap 12, S. 279 f.: Quod audiens Leo tunc temporis papa Romanus, qui prius
fuerat Tullensis episcopus et vocabatur Bruno, dixit, coniugium illud non esse legitimum,
quoniam consanguinitatis linea propinqui erant.
812 So z. B. bei Dugas de Beaulieu, Va comté de Dagsbourg, Stammtafel nach S. 116 u. S.
133; jedoch zweifelt schon Schöpfun, Alsatia illustrata, S. 481, an der Richtigkeit der
Überlieferung.
813 Zu Gepa von Neuss siehe R. Kottje, Das Stift St. Quirin zu Neuß von seiner Gründung
bis zum Jahre 1485, Düsseldorf 1952, S. 24 f.; vgl. E. Wisplinghoff, Geschichte der
Stadt Neuss, 4. Teil: Das Kirchliche Neuss bis 1814, Pfarrverhältnisse und geistliche
Institute, Neuss 1989, S. 325.
814 Viellard, Documents, Nr. 63, S. 115: ... Hanc donationem [reliquiarum S. Quirini]
Gepœ abbatissœ factam fuisse a Leone IX, pontifice Romano, anno Christi ML, tradidit
Arnoldus Mandt, decanus capituli Nussiensis, in historia martyrii, translationis et
elevationis sancti Quirini, idiomate germanico Colonice anno 1619 excusa. Addit
Gelenius in fastis Agrippinensibus, ad diem xct aprilis, Gepam putari Leonis IX sororem
extitisse, quod alii possim non admittunt; vgl. W. Felten, Der hl. Märtyrer und Tribun
Quirinus, Patron der Stadt Neuss, Neuß 1900, S. 16-21. Eine Kopie des schwer
zugänglichen Buches von Felten wurde mir freundlicherweise vom Stadtarchiv Neuss
zur Verfügung gestellt.
815 Französischsprachiges Memoire zur Stiftung von St. Quirin aus dem 18. Jahrhundert in
Nancy, AD M-et-M, H 303: Bientôt ce lieu devient célébré par les guérisons
miraculeuses qui s'y faisoient journellement et les peuples y accouroient en foule
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