Tod Karls des Kühnen vor Nancy (1477) wirken sich für einige Zeit nachteilig auf
die Handelsbeziehungen zwischen Metz und Trier aus. Ein Aufschwung zeigt sich
in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts. Die Aktivitäten vermehren sich zum
Ende des Jahrhunderts und bleiben im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts auf einem
hohen Niveau. Wiederholte Rückfälle in feindliche Handlungen zwischen dem
Deutschen Reich und Frankreich verlangsamen in der Folge den Handelsaustausch.
Nach dem Zusammenbruch des Verkehrs im Moseltal in den Jahren 1542 bis 1544
belegen die Jahresrechnungen für 1545 (171 Abgaben), 1547 (186) und 1549 (229)
einen eindeutigen Aufschwung. Die Daten für Sierck hören drei Jahre vor der
Belagerung von Metz durch Karl V. auf. Der um 1560 ausgeprägte Konjunktur¬
umschwung in Zentral- und Südlothringen liegt demzufolge außerhalb des Daten¬
bereichs. Aufgrund der Erträge des luxemburgischen Zolls im unterhalb von Sierck
liegenden Remich läßt sich allerdings feststellen, daß diese Zäsur sich nicht im
Moselverkehr widerspiegelt. Im Gegenteil, die Zahlen werden zum Teil sogar
besser und die Einnahmen bleiben bis in die letzten Jahre des Jahrhunderts relativ
stabil.
III. Im 15. Jahrhundert überwiegen vor allem die Verzollungen von Tieren. Aus
der lothringischen Viehzucht dürften bedeutende Exporte von Schweinen nach Trier,
in das untere Moseltal und das Rheintal stammen. So werden 1426 in Sierck fast
11000 Tiere und 60 Jahre später mehr als 8 300 mit Zoll belegt. Die Zahlen
variieren allerdings zwischen den Jahresrechnungen stark. Im Herbst dürfte die
Eichelmast in der Eifel und im Hunsrück diesen Tieren zu einem Gewichtszuwachs
vor dem Schlachten verholfen haben. Starke Herden mit mehreren Hundert Tieren,
die von bedeutenden Händlern oder ihren Beauftragten geführt werden, tauchen in
den Dokumenten neben Herden von wenigen Dutzend Tieren auf. Dieser Handel
hat seine gesamte Bedeutung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verloren. Zu
keinem Zeitpunkt erweist sich der Handel mit Rindern, Schafen und Ziegen als das
große Geschäft. Die Durchfuhr von Pferden wird durch die Bedingungen der
Pferdezucht, den Bedarf an Streitrössem, der seinerseits durch die Nachfrage des
Militärs geprägt wird, und an Zugpferden, die Exportgenehmigungen und die mehr
oder weniger große Sicherheit des Mosel-Verkehrswegs bestimmt. Innerhalb der
sechs erhaltenen Jahresrechnungen zwischen 1474 und 1494 wurden 84 Durchfuhren
mit insgesamt 679 Pferden festgestellt. Mehrere mit Zoll Belegte geben eine
entfernte Herkunft an: Solingen, Jülich und Geldern. Im 16. Jahrhundert orientiert
sich Lothringen zunehmend auf die Pferdezucht. Der Aufbau von Gestüten hat
hieran großen Anteil. 1520 passieren 488 Pferde die Einzugsstelle Sierck; 1530
waren es 387. In diesen Jahren erweisen sich die Einwohner des westlich von Sarre-
bourg gelegenen Languimberg als besonders aktiv in der Branche.
Mehrfach stellt im 15. Jahrhundert Getreide einen wichtigen Teil des Einnahmen¬
ertrages (1427-28: 42,8 %; 1484: 45,6 %; 1494: 74,5 %). Jedoch entfallen auf
diesen Artikel erst zwischen 1520 und 1549 die meisten Eintragungen in den Rech¬
nungen. Lothringen, das Metzer Land und das Luxemburger Moselgebiet tragen
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