heiratet hatte, am 31. Mai 1946 aus dem bayerischen Dinkelsbühl ins Saarland. Seine
Frau besaß die französische Staatsangehörigkeit. Will war während des "Dritten
Reiches" kein Parteimitglied, aber in der N.S.V. eingeschrieben. Will wurde Ministeri¬
aldirektor im Wirtschaftsministerium und war führendes Mitglied der SPS. Anfänglich
folgte er dem Kirn-Kurs, schlug dann aber spätestens 1950 eine Oppositionsrichtung
ein. Er galt als Wirtschaftsfachmann und wird als beeindruckende intellektuelle Persön¬
lichkeit bezeichnet, die auch innerhalb der Bonner SPD Reputation genoß, dort galt er
als der "Carlo Schmid" der saarländischen Sozialdemokratie und zeitweise als Hoff¬
nungsträger der oppositionellen Sozialdemokraten an der Saar. Er war Mitglied des
SPS-Landesvorstandes, Vorstandsmitglied der DSP, Mitglied im Koordinationsaus¬
schuß der drei großen nichtkommunistischen Oppositionsparteien, später "Deutscher
Heimatbund", und Vorstandsmitglied im Deutschen Saarbund.
Vom 18. Dezember 1955 bis zum 2. Januar 1961 war er für die SPD Abgeordneter des
saarländischen Landtages und spielte bei der Verfassungsreform in der Dritten Wahl¬
periode eine wichtige Rolle, des weiteren Mitglied im Landesparteivorstand und
Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Präsident des Saarländischen Automobil-
und Touringclubs. Er starb am 3. Februar 1990.
ZIMMER, Peter,
*31. Dezember 1887 in Schiffweiler/Saar, Bergmannssohn, Hauer auf der Grube
Reden, seit 1909 Mitglied im BAV, zunächst Mitglied der Freisinnigen Partei, dann seit
1916 der SPD, politischer Ziehvater von Richard Kirn, von 1921 bis 1925 Jugend- und
Arbeitersekretär des BAV, Besuch der Handelsschule und der Akademie der Arbeit in
Frankfurt, 1925/26 Bibliothekar bei der Regierungskommission für das Saargebiet,
dann bis 1933 in der Chefredaktion der Bergarbeiterzeitung in Bochum tätig, im April
1933 verhaftet. Zimmer floh aus einem Essener Gefängnis aus NS-Deutschland und
emigrierte im August an die Saar. Im Oktober 1934 wurde er Verwaltungsangestellter
beim Abstimmungsgerichtshof für das Saargebiet, diese Tätigkeit endete im März
1935. Während des "Dritten Reiches" zählte er zu den Informanten Wilhelm Leu-
schners.
Von 1942 bis 1945 war er Geschäftsführer der Betriebskrankenkasse Arnold Becker.
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er vorübergehend im KZ-Lager Goldene
Bremm in Schutzhaft gehalten, bald nach dem Einmarsch der US-Armee zum Direktor
der Saarknappschaft ernannt.
Als Mitglied der Verfassungskommission spielte er eine führende sozialpolitische Rolle
in der SPS. Seine parteipolitische Bedeutung lag in seiner Vermittlerfunktion zwischen
den beiden Antipoden Richard Kirn und Dr. Heinz Braun. Ab September 1945 war er
im vorläufigen Beirat und Vorstand der Saarknappschaft.
Zimmer spielte eine tragende Rolle bei der Gestaltung der sozialpolitisch relevanten
Abschnitte der saarländischen Verfassung. Mit der Aufnahme der Selbstverwaltung
und der Arbeitslosenversicherung in die Verfassung stellte er Weichen für die Erhal¬
tung wichtiger Elemente der deutschen Sozialversicherungstradition. Sein taktisches
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