Strauß158 auf einer DPS-Veranstaltung sprechen wollte und das gesamtdeutsche Mini¬
sterium der DPS finanzielle Unterstützung zuteil werden ließ. Vizekanzler Franz
Blücher (F.D.P.) empfahl gleichzeitig der rheinland-pfälzischen F.D.P, die Kontakte
zur DPS zu intensivieren.159 Strohms Anspruch, auf Personen und Politik der DPS von
Bonn aus einzuwirken, ging sogar soweit, daß er im Juli/August 1951 versuchte,
Heinrich Welsch für den Vorsitz der DPS zu gewinnen. Warum er sich für ihn ent¬
schied, läßt sich aus den Akten nicht erkennen.160 Welsch war aber eine Persönlichkeit,
die über alle Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen genoß.
Instrumentalisierung der Mitbestimmungsfrage
Im Kontext, die gewerkschaftliche Opposition von außen in ihrer Opposition zu
verstärken, steht ab Januar 1951 auch die Instrumentalisierung der Mitbestimmungs¬
frage. Auch dies ergab sich aus den Erfahrungen von 1923, denn eine Ursache des
Bergarbeiterstreiks hatte in der Blockadepolitik der französischen Grubenverwaltung
hinsichtlich der Übernahme von arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Errungen¬
schaften der Weimarer Republik wie z.B. des Betriebsverfassungsgesetzes gelegen.161
Iniüator dieser Aktion war wiederum der Leiter des Saarreferates Strohm, der Karl
Hillenbrand aufforderte, für die christlichen Gewerkschaften energisch die Einführung
eines weitgehenden Mitbesümmungsgesetzes im Saarland aufzugreifen. Dabei solle ihn
die DPS unterstützen. Zugleich sollte sie in der öffentlichen Meinung arbeitnehmer¬
freundlicher erscheinen, indem sie die deutsche Mitbestimmung auch für die Saar¬
gruben reklamieren und damit auch den "Spaltpilz in die Einheitsgewerkschaft setzen
sollte":"Falls wie anzunehmen ist, in der Kohlen- und Eisenindustrie des Bundes¬
gebietes das Mitbestimmungsrecht in der Weise gesetzlich geregelt wird, daß in den
Aufsichtsräten dieser Werke die Belegschaft und die Gewerkschaften maßgeblich
beteiligt werden, sollen m.E. diese Regelungen unabhängig davon, was man sonst
dafür und dagegen sagen kann auch im Saargebiet energisch aufgegriffen werden
Ich dachte, daß Herr Hillenbrand bald mit der Forderung eines saarländischen Gesetzes
über die Mitbestimmung nach unserem Muster auftreten sollte, und zwar ehe die
Einheitsgewerkschaft auf diesen an sich naheliegenden Gedanken kommt. Dabei
158
F.- J.Strauß war im Sommer 1951 in Saarfragen außerordentlich aktiv und setzte sich für die DPS ein,
hier ist insbesondere an die zwei von ihm und anderen Abgeordneten der Koalition unterstützten
Interpellationen Nr.2115 vom 5.4. und Nr. 2298 vom 4.6.1951 zu denken, siehe: Schneider, Das
Wunder, S.307.
[59
Becker, Die politischen Parteien, S.274 f. Die DPS lehnte die Fremdfinanzierung ab, weil sie dem
Eindruck entgegenwirken wollte, unter äußerem Einfluß zu stehen.
160 BA KO, B 137, Nr.3410, Vermerk III - 1/1188/51- AZ-70. Darin heißt es, Welsch sei ein "geeigneter
Mann” für den DPS-Vorsitz. Vermerk III-1/936/51-/AZ- 70. Treffen Strohm mit Welsch in Stuttgart
betreffend die Reaktion von Welsch auf das Angebot von Strohm, den DPS-Vorsitz zu
übernehmen:"Direktor Welsch schien an dieser Frage sichtlich interessiert, ohne sich dazu endgültig zu
äußern. Dr. Strohm hatte jedoch den Eindruck, daß er innerlich dazu gar nicht abgeneigt sei."
Linsmayer, Politische Kultur, S.217.
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