öffentlichen Dienstes zahlreiche Personen befänden, die nach 1945 eingestellt worden
seien, damit, daß diese damals nur vorübergehend beschäftigt werden sollten. Grandval
befürchtete deshalb eine "Renazifizierung "des öffentlichen Dienstes, im Finanz¬
ministerium seien immerhin von 24 Beamten 16 Pg' s, diese Entwicklung rechtfertigte
Hoffmann gegenüber Grandval.421
Auch Karl Hoppe, Vorsitzender der Kriegsopfervereinigung und zu diesem Zeitpunkt
noch KP-Landtagsabgeordneter, unterstützte den Ministerpräsidenten, der sich in seiner
Regierungserklärung vom Dezember 1947 um eine großzügige Amnestie für die
besonders belastete Gruppe der Lehrer bemüht hatte. Hoppe selbst sprach in einem
Interview am 30. September 1947 davon, daß es im Saarland nur 100 wirklich verant¬
wortliche schuldige Nationalsozialisten gebe.422
Bezeichnend für Hoffmanns Versöhnungskonzept war das Bemühen, Unruhe zu
vermeiden und keine Gräben aufzureißen. Der Versöhnungskurs zeigt sich in der
gleichzeitigen Verabschiedung des Wiedergutmachungsgesetzes mit der sogenannten
Saarlandamnestie. Dies gilt sowohl für das Gesetz zur Bereinigung von Dienst- und
Beamtenverhältnissen im Saarland vom 31. Juli 1948 als auch beim Gesetz über den
Abschluß des politischen SäuberungsVerfahrens vom 10. Juli 1951. Das Gesetz ver¬
pflichtete den Dienstherren, Epurationsbeseheide als dienstrechtliche Entscheidung
anzusehen. Amnestierte konnten nur nach Maßgabe des Stellenplanes wiedereingestellt
werden. Entlassung war möglich, wenn die Betroffenen gewisse Voraussetzungen
nicht erfüllten wie Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie und gerechte und
unparteiische Verwaltung des ihnen übertragenen Amtes 423
Johannes Hoffmann verfolgte mit seinem Harmonisierungs- und Integrationskurs einen
Weg, den auch Bundeskanzler Adenauer und der hessische Ministeipräsident Georg
August Zinn (SPD) gingen. Auch Adenauer verlor in einer Rede im Deutschen Bun¬
destag am 21. September 1949 kein Wort über die Opfer des Nationalsozialismus,
wohl aber über die anderen Geschädigten. In einer Rede vor dem Deutschen Bundestag
am 16. März 1950 stellte auch der hessische Ministerpräsident die innenpolitische
Versöhnung in den Mittelpunkt. Constantin Goschler, der die Wiedergutmachungs¬
politik der Bundesrepublik ausführlich untersucht hat, interpretiert diesen Versöh¬
nungskurs als eine Entwicklung, "wie sie nach dem Übergang von Diktaturen in
demokratische Gesellschaften häufig zu beobachten ist, was damit zusammenhängt,
daß derartige Auseinandersetzungen zwangsläufig politisch und gesellschaftlich
Möhler, Entnazifizierung, S.397.
422 Ebd., S.123, 134, mit Anm.l 8; S.308, Anm.54; S.309 und 314.
423 Ebd., S.314, 397.
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