zum "aumônier de la Cour" erhob, bedarf der Korrektur14. Der Angabe liegt
zweifellos ein Irrtum zugrunde, der hinsichtlich des Datums auf einer falschen
Bezugnahme von Tag und Monat beruht. Eine zweite Urkunde, ausgestellt nur
einen Monat nach der ersten, die zudem noch in Teilen identisch wäre, kann es
nicht gegeben haben. Das vermeintliche Amt des elemosinarius, das durchaus für
Zisterzienser in dieser Zeit bezeugt ist15, dürfte auf eine oberflächliche Lesung des
Titels imperialis aule cancellarius des mit dem Weiler-Bettnacher Abt
namengleichen Bischofs zurückzuführen sein. Mit den vier staufischen Diplomata,
von denen drei überliefert sind und eines lediglich zu erschließen ist, sowie dem
Beschluß des Generalkapitels von 1193 schließt sich bereits der Kreis der
offenkundigen Kontakte Weiler-Bettnachs zu den Stauferkaisem.
In die Zeit der Staufer fällt auch ein Beschluß des Generalkapitels, der im
Zusammenhang der Reichspolitik gesehen werden muß und in den der Abt von
Weiler-Bettnach involviert scheint. Die Entscheidung richtete sich gegen den
letzten Zähringerherzog Berthold V., der bekanntermaßen ein übel beleumundeter
Widersacher der Zisterzienser gewesen ist16. Dieses Mandat, ihn zur
Wiedergutmachung der gegenüber Klöstern des Ordens verübten Schäden
aufzufordem, erhielten die Äbte von Pairis, Tennenbach und de Vilerio. Besonders
Tennenbach hatte unter dem Zähringer zu leiden17. Die Lage von Pairis und
Tennenbach im Elsaß bzw. im Breisgau läßt vermuten, der Abt von Weiler-
Bettnach sei der dritte im Bunde gewesen. Canivez hegte keine Zweifel an der
Identifizierung mit Weiler-Bettnach. Indes zeigt ein Blick in die Abtsliste von
Villers in Brabant, daß dort seit 1209 Konrad von Urach dem Konvent Vorstand18.
Der aus einem schwäbischen Grafengeschlecht stammende Konrad war mit Herzog
Berthold verwandt19. In Tennenbach lenkte Konrads Bruder Berthold seit 1207 die
Geschicke des Klosters20. Somit ist es wesentlich plausibler, daß der Abt des zwar
recht weit entfernt gelegenen Klosters Villers, der jedoch mit den politischen
Verhältnissen in seiner Heimat bestens vertraut war, seinem Bruder an die Seite
gestellt wurde.
Für die Regierungszeiten der letzten Staufer und der nachfolgenden Könige liegen
keine weiteren Privilegien vor, was bei der Südausrichtung der staufischen Politik
bzw. der Herkunft der Regenten nicht verwundert. Von Weiler-Bettnach weit
14HMB II, S. 254.
15 Vgl. CANIVEZ I, S. 215f. (1197,30), den Konversen Manasses als Elemosinar des englischen
Königs; ferner CANIVEZ I, S. 516f. (1220,3); allgemein DE LA SELLE. Im 15.-17. Jh. waren
noch mehrere Äbte von Morimond "Aumôniers" der französischen Könige; s. hierzu SALMON:
Morimond, 1972, S. 21.
16 Vgl. die Geschichte Uber die Höllenfahrt Bertholds bei Caesarius von Heisterbach (CAESARIUS,
Buch 12, Kap. 13, S. 325).
1 n
GEUENICH, v.a. S. 107-112, Uber die Beziehungen zum Zisterzienserorden.
18 GEUENICH, S. 108. Er wurde 1214 Abt von Clairvaux, 1217 Abt von Citeaux.
19 Agnes, die Schwester Bertholds von Zähringen, hatte Graf Egeno IV. von Urach geheiratet.
20 GEUENICH, S. 108.
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