2. Die Reichsgewalt
Die Abtei Weiler-Bettnach spielte im Rahmen der Reichspolitik sicherlich keine
herausragende Rolle, wie dies etwa v.a. in der Stauferzeit die Zisterzen Neuburg
oder Salem taten1. Lothringen lag an der Peripherie des Reiches und erlangte nie
den Rang einer Zentrallandschaft wie das Elsaß oder Schwaben, wo die
vorgenannten Klöster zu suchen sind. Gleichwohl gab es aber auch in der
Geschichte Weiler-Bettnachs Phasen, in denen die jeweiligen Äbte auf der Bühne
der Reichspolitik erschienen, ohne daß dies aber für den zukünftigen Stellenwert
des Klosters nachhaltige Wirkung gezeigt hätte. Das kurz vor 1150 von Weiler-
Bettnach aus am Fuße des Trifels gegründete Eußerthal profitierte rasch von dem
Status der Reichsfeste auf der benachbarten Anhöhe. Mit dem Jahre 1169 setzten
die staufischen Gunsterweise für die Zisterze ein, die schließlich mit der
Übertragung des geistlichen Burgdienstes und der Hut der Reichskleinodien zu den
herausragenden Abteien der Stauferzeit gezählt werden muß2. Obwohl Weiler-
Bettnach nicht wie Eußerthal oder das unweit davon gelegene Otterberg eine große
Zahl staufischer Privilegien erhielt3, scheint es zumindest nach dem Ende des
Schismas wenn nicht enge, so doch freundschaftliche Kontakte zu den Staufern
gehabt zu haben. Sie entstanden zweifellos durch die Vermittlung Eußerthals, was
ganz augenscheinlich wird in einem Diplom Friedrichs I. für Weiler-Bettnach, das
am 26. Juni 1187 in Eußerthal ausgestellt worden ist4. Ein früheres Treffen
zwischen Bischof Heinrich von Troyes, dem ersten Abt von Weiler-Bettnach, und
Barbarossa 1164 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen mit Rom ist zwar
bemerkenswert, doch die Bereitschaft, Heinrich zu empfangen, resultierte kaum aus
älteren Verbindungen zu Weiler-Bettnach5.
Mehr als in der angesprochenen Urkunde kommt der Einfluß der Klöster Weiler-
Bettnach und Eußerthal am staufischen Hof in zwei Beschlüssen des
Generalkapitels zum Ausdruck, die bereits in die Zeit Heinrichs VI. fallen. 1193
entschied die Äbteversammlung, an Pfalzgraf Otto II. von Burgund wegen der
Unrechtmäßigkeit der von ihm in allen Zisterzen seines Herrschaftsgebietes
erhobenen Abgaben {super indebitis exactionibus) zu schreiben6. Ein weiterer Brief
sollte Kaiser Heinrich VI. zugehen, mit der Bitte, seinen Bruder von dessen
Vorhaben abzubringen. Mit der Abfassung des Gesuchs an Heinrich wurden die
5 OBERWEIS, S. 73-85; RÖSENER: Salem; R. SCHNEIDER: Salem, v.a. S. 11-47; SCHULZ:
Zisterzienser.
2
Vgl. die Ausführungen zur Zisterze Eußerthal.
3 SCHULZ: Zisterzienser, S. 169 und 174.
4 MGH DF I. Nr. 960; zusätzliche Überlieferung ADMM B 909 Nr. 34d.
5 GRILL: Heinrich, S. 47. Aus der Gesandtschaft Alexanders III. wurde neben Heinrich lediglich
noch Petrus von Pavia, ebenfalls ein Zisterzienserbischof, von Friedrich I. zu zweitägigen
Beratungen empfangen.
6 CANIVEZ I, S. 164(1193,38).
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