V. Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung
Weiler-Bettnachs
Wie bei den meisten Zisterzienserklöstem waren wohl die wirtschaftlichen Grund¬
lagen gewährleistet, als am Neujahrstag des Jahres 1133 in Weiler-Bettnach der aus
Morimond kommende Gründungskonvent einzog. Vermag man auch anhand der
wenigen frühen Urkunden nur einen Bruchteil des Abteibesitzes zu erfassen, so
deutet doch etwa das Privileg Erzbischof Hillins von Trier, der 1169 Weiler-Bett¬
nach allein 28(!) Erwerbungen auf dem Bann von Br6hain(-la-Cour) bestätigte1, die
Stiftungseuphorie in dieser Blütezeit des Ordens an. Da keine der darin aufgeliste¬
ten Übertragungen als Einzelurkunde überliefert ist, käme einer nach Jahrhunderten
gegliederten Analyse der vorhandenen Bestände keinerlei Aussagekraft hinsichtlich
der Prosperität der Abtei zu. Während in der Gründungs- und Konsolidierungs¬
phase zahlreiche Begünstigungen geistlicher wie weltlicher Würdenträger, insbe¬
sondere Zehntbefreiungen, der Abtei zu Wohlstand verhaften, mußte man um so
schmerzhafter die Wende im ausgehenden 12. Jh. empfinden. Zum einen verblieb
den Zisterziensern nur der Novalzehnt, d.h. die Befreiung wurde auf eigenhändig
gerodetes Land begrenzt; dazu geriet der Orden in die päpstlich-staufischen Aus¬
einandersetzungen, was mitunter beträchtliche Privilegienverluste zur Folge hatte2.
Dies gilt in Teilen sicherlich auch für Weiler-Bettnach, wenngleich hier über das
staufemahe Tochterkloster Eußerthal in der Pfalz offensichtlich selbst in den Jahren
Friedrichs I. und Heinrichs VI. freundschaftliche Bindungen bestanden3. Daneben
war schon früh im 13. Jh. der Aufstieg der Mendikanten spürbar, nicht allein im
Personalbestand, v.a. in Reihen der Konversen, sondern sicherlich auch in einer
nicht zu quantifizierenden Umverteilung der Schenkungen.
Zudem traten im Metzer Land seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. schwierige wirt¬
schaftliche Verhältnisse ein, die zwischen 1170 und 1220 beispielsweise zur Ver¬
schuldung der ehedem vermögenden Metzer Abteien St.-C16ment und St.-Amoul
führten4. Maßgebend dürften hierfür in ihrer Aufeinanderfolge selbst für jene Zeit
ungewöhnlich häufige Hungersnöte gewesen sein. So vermeldet allein die Metzer
Chronistik für die Jahre 1146, 1150, 1158, 1162, 1177, 1191 und 1197 derartige
Katastrophen5, die schließlich in einer miteinander einhergehenden Mißernte und
Pestepidemie 1198 kulminierten6. Während solcher Hungersnöte machten sich die
1 ADM H 1779 Nr. 18; ADM H 1756 Nr. 1.
2 OBERWEIS, v.a. S. 73-111.
3Vgl.S. 57ff.
4 J. SCHNEIDER: Metz, S. 290f.
5 Die CHRONICA UNIVERSALIS METTENSIS erwähnt die Hungersnöte von 1146 (S. 516), 1150
(S. 517), 1162 (S. 518), 1191 und 1197 (S. 519), das CHRONICON SANCTI CLEMENTIS
METTENSE die Mißernte von 1177 (S. 502) und die CHRONICA UNIVERSALIS METTENSIS.
CONTINUATIO diejenige des Jahres 1158 (S. 523).
6 HMB II, S. 308; RACINE, S. 91f.
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