Die Quellen- und Literaturlage
X. Die Quellen
Aus dem einstigen Weiler-Bettnacher Klosterarchiv haben sich etwa 500 Schrift¬
zeugnisse zur mittelalterlichen Geschichte der Abtei erhalten. Sie machen etwa ein
Drittel des geschlossen in den Archives Départementales de la Moselle in Metz
verwahrten Bestandes aus*. Kernstücke bilden ein im 18. Jh. angefertigtes Chartu-
lar, das bis auf wenige Ausnahmen nur Abschriften mittelalterlicher Urkunden
enthält1 2, und ein etwa zur selben Zeit angelegtes Archivinventar3. Das Kopialbuch
umfaßt mehr als tausend, allerdings in großen Buchstaben beschriebene Seiten mit
etwa 330 für die Themenstellung relevanten Urkundentexten. Alle Stücke sind
entweder in lateinischer oder französischer Sprache eingetragen, wobei der Kopist
des größten Teils (Hs. I)4 in seinen Angaben zum äußeren Bild der Vorlagen häu¬
figer darauf verweist, daß diese in deutscher Sprache verfaßt waren. Negativ
wirkten sich nicht selten sein mangelhaftes Verständnis der lateinischen Urkunden
und seine paläographischen Defizite aus, die bei der Auflösung von Abkürzungen,
Kasusformen und Orts- bzw. Flurnamen immer wieder zu Fehlem führten und
teilweise nicht mehr zu korrigieren sind. Maximal die Hälfte der im Chartular
enthaltenen Urkunden liegt zusätzlich als Einzeldokument vor; die Zahl der Aus¬
fertigungen übersteigt kaum zwei Dutzend. Die einzeln verwahrten wie die im
Kopiar aufgeführten Urkunden betreffen größtenteils den Güterbesitz der Abtei.
Die zweite umfangreiche Quelle zur Geschichte Weiler-Bettnachs bildet ein Ar¬
chivinventar von rund 100 Seiten, das unter Angabe des Datums und des Inhalts in
wenigen Worten5 zunächst ortsungebundene Urkunden, meist Privilegien ver¬
schiedener Art, verzeichnet, um dann die Aufstellung nach Orten gegliedert fort¬
zuführen. Obwohl in seiner Aussagekraft wenig ertragreich, enthält das Inventar
Nachrichten, die ausschließlich hierdurch zu belegen sind. Daß darüber hinaus
zumindest im 18. Jh. keine weiteren Kopialbücher Vorlagen, wird aus einem 1741
von Charles Gaspard, Advokat am Hof des Herzogs von Lothringen, erstellten
Verzeichnis der Rechte und Einkünfte Weiler-Bettnachs ersichtlich. Er war nach
Weiler-Bettnach gereist, um sich über die Ausstattung der Abtei zu informieren,
und berichtete, ein Konventuale habe ihn geführt, qui nous auroit remis les titres
1 ADMH 1713-1918.
2ADM H 1714.
3 ADM H 1713.
4 Zu unterscheiden sind zwei Schriften. Von Hs. I stammen fol. lr-430r, von Hs. II fol. 432r-556v
(Neuzahlung fol. 1 r-115v). Fol. 556v (115v) bricht Hs. II nach der Kurztitelangabe zu einer Bulle
Gregors IX. mit dem ersten Wort der Urkunde ab. Hs. 1 komplettiert fol. 556v-579r (mit weiterer
Neuzählung fol. lv-24r) das Chartular.
5 Meist handelt es sich lediglich um 4-8 Worte, so daß man von einem Kurzregest nicht sprechen
kann.
12