Full text: Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im Hoch- und Spätmittelalter (27)

Lebens zu beschreiben. Dabei wird das gesamte Geflecht von "äußeren" und 
"inneren" Beziehungsebenen berücksichtigt. Der Komplex der äußeren Geschichte 
Weiler-Bettnachs lenkt den Blick besonders auf die Einbindung des Klosters in die 
machtpolitischen Verhältnisse der Zeit. Mit der Entwicklung des Herzogtums 
Lothringen hin zu einem bedeutenden Territorialstaat, der als Mittler, aber auch als 
Puffer, zwischen dem Römisch-deutschen Reich und Frankreich wirkte, veränder¬ 
ten sich die Machtstrukturen der Region, wovon auch Weiler-Bettnach nicht unbe¬ 
einflußt blieb. Zudem konnte sich bereits im Hochmittelalter die Stadt Metz von der 
bischöflichen Herrschaft emanzipieren und als Freie Reichsstadt bei vorwiegend 
romanischer Bevölkerung ihren eigenen Platz im Machtgeflecht der Zeit einneh¬ 
men. 
Die geistlichen Bindungen Weiler-Bettnachs konzentrierten sich primär auf die or¬ 
densinterne Schiene mit dem Rechtsinstitut des Generalkapitels und dem Filiations- 
system, das eine Aufsichtspflicht des Mutterklosters gegenüber seinen Tochter¬ 
gründungen als wesentliches Merkmal mit einschloß. Dem zisterziensischen Stre¬ 
ben nach Autonomie von jedweder herrschaftlichen Beeinflussung entsprechend, 
war das Verhältnis zur Diözesanobrigkeit gemeinhin von einem Abgrenzungspro¬ 
zeß gekennzeichnet. Je nach Stärke und Beharrungsvermögen beider Parteien 
drohten dabei langwierige Auseinandersetzungen. Im Falle des Bistums Metz be¬ 
standen für die Zisterzen spätestens seit dem 13. Jh. infolge des bischöflichen 
Machtverfalls in dieser Hinsicht aber keine Gefahren mehr. 
Die Beschäftigung mit der inneren Klostergeschichte kreist um die Geschicke des 
Konvents. Im Gegensatz zu den äußeren Aspekten, die eher den institutionellen 
Charakter der Abteien thematisieren, führt sie weg von der anonymisierten Seh¬ 
weise hin zur personenbezogenen Analyse. Fragen nach der Herkunft, dem sozialen 
Umfeld und den Tätigkeitsmerkmalen werden darunter subsumiert, wobei es im 
Falle Weiler-Bettnachs gerade hier gilt, die Sprachgrenze permanent als Beurtei¬ 
lungskriterium im Blickfeld zu behalten. 
Dies trifft mindestens in gleichem Maße für die Aufarbeitung der wirtschaftlichen 
Struktur zu. Allerdings erweist sich die Sprachgrenzffage für diesen Bereich als der 
Beschreibung und Interpretation ökonomischer Sachzusammenhänge nachgeordnet. 
Dies bezieht sich insbesondere auf die im zisterziensischen Gesamtvergleich zu 
bewertenden ordenstypischen Merkmale wie die Stadthöfe oder Grangien, die in 
Eigenregie geführten landwirtschaftlichen Großbetriebe; ferner auf alle durch re¬ 
gionale naturräumliche Gegebenheiten bedingten klosterspezifischen Unterneh¬ 
mungen im agrarischen, handwerklichen und vorindustriellen Bereich. Bei letztge¬ 
nanntem muß man im lothringischen Kontext primär an die extensive mittelalterli¬ 
che Salzgewinnung im Seillegau und die früh bezeugte Erzverhüttung im Fenschtal 
denken. Die Rekonstruktion der Besitzgeschichte Weiler-Bettnachs verfolgt das 
Ziel, nur über den Mikrobereich zu erfassende ortsspezifische geistliche wie welt¬ 
liche Rechtsansprüche, Schenkgeberkreise oder Schwerpunktsetzungen zu ermit¬ 
teln. Gebündelt entsteht daraus das Bild der wirtschaftlichen Gesamtstruktur des 
Klosters. An diesem Punkt wird es dann erforderlich sein, die Besitzverteilung mit 
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