gekümmert, abgesehen von einem Aufenthalt in Straßburg im Jahre 873,95 einer Bestätigung
der Zollfreiheit und einer - nun umfassenden - Immunitätsbestätigung für die Bischofskirche
von Straßburg unter dem noch immer amtierenden Bischof Ratold.96 Sein Hauptaugenmerk
in den neuen Ländern gehörte dem Moselraum, den Abteien Prüm, Gorze und Stablo und
dem Bischofssitz Metz. Man könnte mit Büttner den Eindruck formulieren, als ob das Elsaß
zunächst durchaus Zielobjekt für Ludwig den Deutschen war, vielleicht weil es traditionell
mit Alemannien eine Einheit gebildet hatte, daß es mit dem Erwerb der Zentralräume des
regnum Lotharii dann doch in den Hintergrund des Interesses gerückt ist.97 Es gilt aber ande¬
rerseits zu bedenken, daß das Elsaß schon weitgehend „gesichert" war, während andernorts
mehr Handlungsbedarf bestand.
Karl III. hat nach dem Tod Ludwigs des Deutschen im August 876 Alemannien und einige
civitates aus dem Reich Lothars erhalten, während seinem Bruder Ludwig dem Jüngeren ein
anderer Teil dieses Reiches zufiel.98 Karl, der zunächst als rex Alemanniae wirkte, wie er in
einem St. Galler Formular tituliert wird,99 privilegierte schon früh elsässische Empfänger wie
Murbach oder Münstergrant'elden,100 denen später noch Andlau und Honau zur Seite tra¬
ten,101 und verfügte über Besitz im südlichen Elsaß ebenso wie im Breisgau.102 Das Ober¬
rheingebiet wurde auch in der Herrschaftspraxis von Karl III. stärker berücksichtigt. So ist er
bereits 878 zusammen mit seinem Bruder Ludwig III. in Modern nachweisbar, wo dieser als
Teilherrscher im regnum Hlotharii Kloster Murbach privilegiert,103 und mehrfach hielt er sich
in Colmar, wo im Jahre 884 ein generalis conventus stattfand,104 und in Schlettstadt auf. Vor
allem Schlettstadt105 scheint von Karl III. als königlicher Zentralort im Elsaß ausgestaltet wor¬
den zu sein, gerade hier erhielt sein Erzkanzler und persönlicher Günstling Liutward von
Vercelli stattlichen Besitz.106 Die unter der Georgskirche angegrabene mächtige Rotunde
von 22 m Durchmesser ist in der Forschung schon als Pfalzkapelle angesprochen worden;
sie scheint am ehesten in die Zeit Karls III. zu gehören.107
Wegen der sukzessiven Erweiterung des Herrschaftsraumes Karls III. bis zur Zusammen¬
fassung des Gesamtimperiums lassen sich zu dem hier interessierenden Leitthema Lotharin¬
gien und Elsaß keine prägnanten Aussagen machen. Dies ist wieder für die Regierungszeit
König Arnulfs möglich: Das Elsaß rückte bald in das Blickfeld dieses Herrschers, als er sich
95 Regesta Alsatiae (wie Anm. 1) Nr. 593.
96 MGH DLDt 148 f.
97 Büttner, Elsaß (wie Anm. 1) S. 1 36 f.
98 Regesta imperii 1, Nr. 1520a.
99 Collectio Sangallensis Nr. 5, in: MGH Formulae merovingici et karolini aevi. Hg. von K. Zeumer.
1886 Ndr. 1963 S. 399.
100 MGH DKIII 3 (a. 877), 9 (a. 878).
101 MGH DKIII 96, 101.
102 MGH DKIII 2 (a. 877).
103 MGH DLIII 10. Regesta Alsatiae (wie Anm. 1) Nr. 602.
104 Regesta imperii 1 Nr. 1646, 1677d, 1678.
105 Regesta imperii 1 Nr. 1679, 1740-1743 (actum Scletistat palatio). Vgl. auch Büttner, Elsaß (wie
Anm. 1 ) S. 141.
106 MGH DKalll 30. Vgl. Büttner, Elsaß (wie Anm. 1) S. 141.
107 Vgl. Zotz, Carolingian Tradition (wie Anm. 26) S. 81 ff.
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