Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel (25)

auch unter Berufung auf Gauleiter Bürckel (Pfalz), die bisherigen Verfehlungen im 
Interesse der vollen Einigung des deutschen Volkes durch die Heimkehr der Saar¬ 
länder zum Vaterland abzustellen. Für Bürckel selbst waren jedoch alle nationalen 
Treuebekenntnisse von kirchlicher Seite "Erpressungsabsichten seitens der katho¬ 
lischen Kirche"147; und so stellte er wohl eher aus propagandistischen Erwä¬ 
gungen heraus die Frage, "ob durch die Anwendung friedlicher und versöhnender 
Mittel von unserer Seite die offizielle Kampfansage seitens der Kirche sich verhin¬ 
dern" lasse, glaubte aber, "bei der Gerissenheit und Verschlagenheit dieses Geg¬ 
ners" dies noch nicht absehen zu können148. 
In dem Antwortschreiben Fricks149 an Bischof Bomewaser vom 6. Dezember 1934 
wurde zwar dessen Eintreten "für die Wiedervereinigung mit dem Mutterlande" 
herausgestellt, die von ihm angesprochenen Übergriffe des Reiches gegen Sachen 
und Personen der Kirche jedoch als von kirchlicher Seite überzogen bezeichnet. 
Wenn Bomewasser auch nicht den Schritt ging, den Gläubigen an der Saar den 
Hitler-Staat zur Ablehnung zu empfehlen, so scheute er sich aber auch nicht, in 
seinen Predigten auf die Gefahren einer möglichen Nationalkirche hinzuweisen150, 
- eine nicht immer leichte Aufgabe, scheint doch auf NS-Seite beim Vorgehen ge¬ 
gen die Kirche im Reich in der Zeit vor der Saarabstimmung aus taktischen Grün¬ 
den eine gewisse Schonung eingetreten zu sein151. So hatte schon vor dem Ab¬ 
schluß des Reichskonkordats Bürckel dem Speyerer Ordinariat zugesagt, den 
Kampf lokaler Parteistellen in der Pfalz, besonders (Jurch die von der SS be¬ 
herrschte Bayerische Politische Polizei und sicherlich unter dem Gesichtspunkt der 
zu befürchtenden Rückwirkungen auf den Saarabstimmungskampf, einzustellen; 
dennoch waren auf Ortsebene teilweise die Auseinandersetzungen weitergegangen, 
so daß der Speyerer Bischof Sebastian dann der einzige war, der nach Abschluß 
des Konkordats einen Dankgottesdienst verweigerte. Erst 1934 in der Endphase 
der Abstimmung ließ der Kampf spürbar nach, um unmittelbar nach der Rückglie¬ 
derung um so stärker wieder einzusetzen152. Bezüglich des bischöflichen Verbots 
der politischen Betätigung der Geistlichen vom 12. November 1934 versuchte 
147 Brief des Gauleiters Bürckel an Hitler v. 29.9.1934. BA Koblenz, Best. Persönliche Adjutantur des 
Führers, NS 10/109, Bl. 43/44. 
148 Ebd.; ebenso bei F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 145. 
149 
Antwortschreiben des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern v. 6.12.1934 an Bischof Bome¬ 
wasser. AB Trier, Abt. 59, Nr. 48 (Original). Abschr. im BA Koblenz, Best. Alte Reichskanzlei, R 
431/256. 
150 "Deutsche Freiheit" Nr. 246 v. 4./5.11.1934. 
151 B. Vollmer, Volksopposition, S. 111, 130 u. 143; G. Lewy, Kath. Kirche, S. 213; H, Müller, Katk Kir¬ 
che, S. 240 u. 323. 
152 
Vgl. L. Volk, Der bayerische Episkopat, S. 136. Zu den Bemühungen von Bischof Sebastian zur Ent¬ 
spannung der Situation zwischen Kirche jund Staat z.B. in den neuen Pastoralinstruktionen (März 
1933), die die kirchliche Betreuung katholischer Nationalsozialisten erleichtern sollte, i.G. zu dem Zö¬ 
gern Faulhabers; vgl. H. Prantl, Zur Geschichte, S. 84f.. Zu Bürckels Vorschlag Ende Juni 1933 eines 
"Gesetzes... zum Schutze von Religion und Priestertum und gegen den Kulturkampf (in der Pfalz), vgl. 
ebd. S. 88f. 
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