Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel

Achtes Kapitel 
BÜRCKELS INNENPOLITISCHE AKTIVITÄTEN ZUR VERBESSERUNG DER 
Auswirkungen der Rückgliederung 
1. Die wirtschaftliche Rückgliederungsproblematik der Saar im Spiegel 
der NS-Propaganda 
Bereits im Frühjahr 1934 wurden auf Anregung Binders durch den St. Ingberter 
Bürgermeister Dr. Schier Erhebungen angestellt, wie in den Kreisen der Industrie 
und des Handels zu den bei der Rückgliederung sich ergebenden Fragen Stellung 
genommen werde, insbesondere welche Störungen befürchtet werden, wenn das 
Saargebiet aus dem französischen Zollgebiet in das deutsche Wirtschafts- und 
Zollgebiet eingegliedert werde1. Demnach rangierten im Verwaltungsbereich 
Überlegungen zu Wirtschaftsfragen durchaus vor propagandistischer Effekthasche¬ 
rei der Rückgliederungsbefürworter "um jeden Preis". Am 7. Mai berichtete Barth 
nach München, daß das Ergebnis dieser Untersuchung bereits vorliege und nun¬ 
mehr auch Erhebungen für die übrigen Gemeinden der ehemaligen Pfalz durchge¬ 
führt werden sollten. Dabei sollten vor allem die "Produktion und Absatzverhält¬ 
nisse der hiesigen Industrie"2 Gegenstand der Untersuchung sein, im einzelnen die 
ungefähre jährliche Gesamtproduktion, der ungefähre Wert derselben mit den 
ungefähren Absatzverhältnissen im Reich, in Frankreich, im Saargebiet und im 
sonstiges Ausland, Absatzschwierigkeiten in Bezug auf die bisherige bzw. weitere 
Ausfuhr nach Frankreich sowie Möglichkeiten für neue Absatzmärkte. 
Die durch die Regierung in Speyer geplante Untersuchung3 wurde dann jedoch 
zugunsten einer Untersuchung der Handelskammer Saarbrücken aufgegeben; die 
Fragen der Bezirksregierung der Pfalz wurden in die neue Untersuchung mit 
einbezogen. Damit sollte der bayerischen Regierung in München ein geschlossenes 
Bild der Rückgliederung über die Lage der industriellen Unternehmen und 
Betriebe in den Bezirken Homburg und St. Ingbert gegeben werden; ausgenommen 
waren allerdings die Grubenbetriebe und die Betriebe der Schwerindustrie, da für 
sie eine Sonderbehandlung geboten schien. 
Erklärtes Ziel für die neue wirtschaftliche Ausrichtung war es, 
1 Sehr. Binders an den Generalbevollmächtigten für die Rhein- und Saarpfalz v. 19.4.1934. LA Speyer, 
Best. Bez,Amt Kusel, Nr. 1.424, Bl. 93. Vgl. Mallmann/StefFens, Lohn der Mühen, S. 209-217. 
2 Vgl, Formblatt LA Speyer, Best. Bez.Amt Kusel, Nr. 1.424, Bl. 95, Bezug auf Barths Sehr. v. 
7.5.1934. Ebd. Bl. 94. 
Sehr. Barths an den Min.Präs. als Generalbevollmächtigten für die Rhein- und Saarpfalz v. 22.5.1934; 
ebenso an Binder, betr. Wirtschaft!. Rückgliederungsfragen. Ebd. Bl. 96-100. 
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