Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel

kennung der Aufgabe von der Bevölkerung zu Unrecht als Knox-Armee bzw. von 
der Deutschen Front als Besatzungsarmee tituliert. Unter dem Oberbefehl von 
Gen.Maj. J.E.S. Brind standen 1.500 Briten, 1.300 Italiener, 250 Holländer und 
250 Schweden; zwischen dem 20. und 23. Dezember trafen die Truppenkontingen¬ 
te in der Stadt Saarbrücken ein, die sie wieder in der Zeit vom 16. bis 26. Februar 
1935 verließen. Zwar brauchte die Truppe, die zur Aufrechterhaltung von Ruhe 
und Ordnung aufgestellt worden war, am Abstimmungstage nicht einzugreifen, 
nicht zuletzt aufgrund der durch die Reko getroffenen Maßnahmen56, der Überwa¬ 
chung durch die Abstimmungskommission sowie der Berufung von 950 Auslän¬ 
dem zu Wahlvorsitzenden, doch darf dies nicht als Beleg eines freien, ungehinder¬ 
ten oder unbeeinflußten Wahlablaufs angesehen werden. Zu sehr hatte die von der 
deutschen Front in Gang gesetzte Maschinerie das Geschehen unter Kontrolle, so 
daß die scheinbare Ruhe des 13. Januar 1935 über die wahren Hintergründe des 
Geschehens hinwegtäuschte57. 
3, Die Volksabstimmung vom 13, Januar 1935 - Ergebnis und zeitge¬ 
nössische Wertung 
Nachdem in der Nacht vom 13. zum 14. Januar 1935 die Wahlurnen aus den 83 
Wahlbezirken im Lande unter militärischer Bewachung nach Saarbrücken ge¬ 
bracht, in der "Wartburg" bis zum Beginn der Zählung am 14. Januar um 17.00 
Uhr aufbewahrt und in der Nacht zum 15. Januar ausgezählt worden waren, ver¬ 
kündete morgens um 08.15 Uhr der derzeitige Präsident der Abstimmungskom¬ 
mission Rodhe das Ergebnis1; 
Abstimmungsberechtigte 
539.541 
Abgegebene Stimmen 
528.105 
(97,88% ) 
Für die Vereinigung mit Deutschland 
477.119 
(90,53% ) 
Für den Status quo 
46.613 
( 8,83% ) 
Für die Vereinigung mit Frankreich 
2.124 
( 0,40% ) 
Ungültige Stimmzettel 
905 
( 0,17%) 
Weiße Stimmzettel 
1.292 
( 0,24%)2 
Saargebietes gemäß Völkerbundsbeschluß v. 4.6.1934 s. die Verordnung Nr. 398, ebd. S. 324. Vgl. S. 
Wambaugh, The Saar Plebiscite, S. 281-286. 
56 Die wichtigsten Verordnungen zur Sicherstellung eines ungestörten Abstimmungsverlaufs: Amtsblatt 
der Reko, 1934, Nr, 584, 598, 603, 606, 649; 1935, Nr. 11, 12, 14. 
57 Vgl. G, Paul, "Deutsche Mutter heim zu Dir!", S. 356-370. L. Bies, Klassenkampf, S. 135-140. E. 
Kunkel, Die Sozialdemokrat. Partei, S. 116-119. P. Siegmann, Vor vierzig Jahren, S. 225-325, bes. S. 
306-312. 
1 Die näheren Umstände bei S. Wambaugh, The Saar Plebiscite, S. 295-322 u. J. Maupas, La Sarre, S. 
58-82. Bericht des Präs, der Abstimmungskommission, Rodhe, vor dem Rat am 17.1.1935 unter Anwe¬ 
senheit des Präs, der Reko, Knox: SDN JO 16, 1935, S. 133-138; der offizielle Bericht ebd. S. 243- 
247. 
2 
Den Prozentsätzen liegt als Grundwert die Anzahl der abgegebenen Stimmen zugrunde, während in der 
Presse und in verschiedenen Publikationen (R.R. Rehanek, H. König, Die Saarabstimmung) von der 
46
	        
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