Mimbach, Webenheim, Homburg, Überherm, Sulzbach, St. Ingbert, Merchweiler,
Differten, Einöd, Wallerfangen und Wustweiler), unter dem wachen Auge der
Reko und innerlich nicht ohne Streit und Hader (sogar mit der Parteileitung in
München) und mit den frühen Abspaltungen der "Liste Otto Fried", den oppositio¬
nellen Nationalsozialisten und der "Eiseme(n) Brigade Spaniol" stellte die NSDAP
des Gaues "Saargebiet" keine feste Grundlage dar, um dergestalt die Abstim¬
mungsprobleme zu lösen3.
Bei der Landesratswahl im März 1932, als die NSDAP zum ersten Mal landesweit
kandidierte, hatte sie gerade 6,7 Prozent der Stimmen errungen. Dies war weniger
verwunderlich, verfügte die Partei an der Saar kurz vor Hitlers Machtergreifung
doch nur über etwa 2500 Mitglieder, noch weniger als die KPD. Erst unter den von
Hitler und der Reichsparteiführung veränderten Strukturen und der Leitung
Bürckels, der einen Tag nach der Machtergreifung von Hitler selbst zum neuen
kommissarischen Gauleiter des Saargebietes ernannt worden war (der amtierende
Gauleiter Brück verblieb formal im Amt), konnten neue Wege eingeschlagen wer¬
den. Der Mitgliederstand von 15.000 am 4. Mai 1933 (gemäß einer sehr optimisti¬
schen Meldung Brücks an Hitler) stieg auf angeblich 32.000 im Februar 19344;
allerdings war seit Hitlers Machtergreifung der Zustrom zu den Nationalsozialisten
doch enorm gestiegen, auch in Arbeiterkreisen, wo man sich der Hoffnung an
einen Mann hingab, der es "bestimmten Kreisen" schon zeigen werde5.
H. Savelkouls6, als Zeitzeuge, stellte im Herbst 1933 rückblickend fest, daß sich
der Nationalsozialismus im Saargebiet nicht mit dem gleichen Schritt wie im
Reich entwickelt habe, sondern zuerst langsamer; mit dem Siege Hitlers ein¬
setzend, jedoch rascher. Für beide Erscheinungen verantwortlich zeichneten im
wesentlichen Umstände, die von den mitwirkenden Personen unabhängig waren.
So sah er in der langsamen Entwicklung nationalsozialistischer Ideen im Saarge¬
biet "eine Folge der inneren Fremdheit gegenüber dieser fanatischen Sekte, die
Deutschland retten und erneuern wollte". Es sei nicht Feindschaft, nicht einmal
Gleichgültigkeit gewesen, sondern einfach die Unfähigkeit, die besonderen Um¬
stände dieses Deutschlands der wirtschaftlichen und politischen Revolution, der
wirtschaftlichen und politischen Inflation zu begreifen. Die Saarländer hätten, in¬
dem sie sich aus dem deutschen Streit heraushielten, weniger staatlich, dafür stär¬
ker völkisch gedacht, ein Umstand, den er auf ihre Bodenständigkeit, ihr Grenz¬
landschicksal und auf eine glückliche Mischung bäuerlicher, städtischer und in¬
3 BA Koblenz, Best. Sammlung Schumacher, Nr. 310. Vgl. G. Paul, Die NSDAP des Saargebietes, bes.
S. 47 u. S. 87-117, die Abspaltungen S. 130-138. Kl.-M. Mallmann, G. Paul, Herrschaft, S. 89-98. Am
5.6.1933 wurde Spaniol Gauleiter der NSDAP-Saar.
4 Vgl. C. Groten, Die Rückkehr, S. 387. Da die Parteiakten nicht mehr vorhanden sind, ist jedoch kaum
festzustellen, ob Groten nicht einfach die in der Deutschen Front vereinigten bürgerlichen Parteien mit¬
rechnet. Vgl. ferner: Gauorganisationsamt des Gaues Pfalz-Saar der NSDAP (Hg.), Dienstvorschrift, S.
4. BA Koblenz, Sammlung Schumacher, Nr. 310. Vgl. G. Paul, Die NSDAP, S. 61, 122.
5 Vgl. Mallmann Kl.-M.,Steffens H., Lohn der Mühen, S. 193-200.
^ H. Savelkouls, Die pol. Lage, S. 7-9.
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