would only keep open a festering wound in the centre of Europe. I leave it to your
discrétion to make this point to the Quai d'Orsay as you see fit."30
Dies bedeutete die Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Vertrages ohne
Wenn und Aber, aber auch die Bereitschaft, die bestehenden Nachkriegsgrenzen,
die Militärklauseln oder die Entmilitarisierung des Rheinlandes im Zuge eines
Ausgleichs neu zur überdenken. Die mehr als deutlich dargelegte Erwartung von
seiten des Quai d'Orsay bzw. des vom Völkeibund am 20. Januar 1934 eingesetz¬
ten Ausschusses zur Prüfung der mit der Saar-Abstimmung zusammenhängenden
Probleme (sogenannter Dreierausschuß unter Leitung des italienischen Barons
Aloisi mit dem argentinischen Ratsvertreter José Maria Cantilo und dem Spanier
Salvador de Madariaga, später durch seinen Landsmann Julio Lopez Olivän er¬
setzt) war kaum zu überhören.
Auch die Sowjetunion schenkte der Lösung des Saargebiet-Problems größte Auf¬
merksamkeit, was sich auch auf internationaler Verhandlungsebene bemerkbar
machte. Mit seiner Revisionspolitik des Versailler Vertrages hatte Hitler zu verste¬
hen gegeben, daß er mit der Bevormundung Deutschlands durch die Siegermächte
des Ersten Weltkrieges auf die Dauer nicht einverstanden war. Trotzdem bemühte
sich die Sowjetunion auch nach 1933 um eine Verbesserung der Beziehungen zu
Deutschland. Zu ihren Anstrengungen auf dem Gebiet eines umfassenden Sicher¬
heitspaktes, an dem vor allem Frankreich, aber auch Polen beteiligt sein sollte, trat
im September 1934 die Aufnahme der Sowjetunion in den Völkerbund. Vor die¬
sem internationalen Forum wurden nun auch die sowjetischen Überlegungen in
Detailfragen sichtbar.
Die Auffassung Litwinows zur Saarfrage kommt in dem Brief des britischen
Staatssekretärs Pattesons (Genf) vom 21. Oktober 1934 an den britischen Außen¬
minister nach einer Unterredung Litwinows mit dem parlamentarischen Unter¬
staatssekretär im britischen Außenministerium, Eden, klar zum Ausdruck31. Lit-
winow wünschte demnach Hitler vor allem keinen neuen Triumph, den ihm ein
Sieg an der Saar zu Hause verschaffen würde, und er betrachtete die Zukunft der
Saar nicht in ihrer Wirkung auf den europäischen Frieden, sondern unter dem Ge¬
sichtspunkt der Manifestierung eines Regimes in Deutschland, das er verab¬
scheute. Der Rat des Völkerbundes durfte nach seiner Meinung keine Initiative im
Hinblick auf eine zweite Abstimmung ergreifen; der Völkeibund .sollte jedoch im
Falle einer Entscheidung der Saarbevölkerung für den Status quo unter Berück¬
sichtigung des eventuellen Wunsches nach einer späteren Rückkehr zu Deutsch¬
land eine positive Antwort geben.
Ein Rückschlag in der gemeinsamen Haltung der Sowjetunion und Frankreichs
gegenüber dem Naziregime dürfte zeitlich in der Ermordung Barthous anzusetzen
sein, kamen doch nun in Frankreich mit der Regierung Flandin und vor allem mit
Außenminister Laval Persönlichkeiten an die Staatsspitze, denen an einem Arran¬
30 DBFP, Ser. II, Bd. XII, Nr. 185, S. 211.
31 Ebd. Nr. 199, S. 225.
28