gegenüber Jung geäußert, "er sei an sich froh zu wissen, daß neben dem impulsi¬
ven Gauleiter Bürckel ein ruhiger überlegener Regierungspräsident amtiere"10.
Karl Barth11 übernahm die Abteilung I B. Barth: am 23. März 1896 in St. Ingbert
geboren, von 1902-1906 Volksschule St. Ingbert, von 1906-1915 Progymnasium
St. Ingbert und Gymnasium Zweibrücken, 1915 Reifeprüfung, von 1916-1918 Mili¬
tär- und Kriegsdienst, von 1916-1920 Jurastudium in Heidelberg und Würzburg,
1920 Abschlußprüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst, von 1920-
1922 Referendar in St.Ingbert, Saarbrücken und München. Nach der Zweiten juri¬
stischen Staatsprüfung 1922 in München trat er in den bayerischen Verwaltungs¬
dienst, war vom 1. Juli 1923 bis 1930 Regierungsrat beim Bezirksamt St. Ingbert
und avancierte im März 1930 zum Kommunaldezementen der Reko in Saarbrük-
ken (bis 31. März 1933, am 1. April 1931 zum ORR). Vom 1. April 1933 bis 31.
März 1935 gehörte er als (weltlicher) juristischer Oberkirchenrat dem Protestanti¬
schen Kirchenrat der Pfalz in Speyer an. Im März 1934 hatte ihn der Bayerische
Ministerpräsident in seiner Eigenschaft als Generalbevollmächtigter für die Pfalz
und die Saarpfalz zu seinem Beauftragten ernannt; ab August stand er Bürckel in
Neustadt als Referent zur Verfügung. Aufgrund seiner Doppelfunktion war er da¬
her zunächst bei der protestantischen Landeskirche beurlaubt und durch einen
Regierungsrat der Kreisregierung beim Landeskirchenrat vertreten worden.
In Bürckels Behörde übernahm er am 1. April 1935 als Regierungsdirektor die
Leitung der Abteilung Gemeindeaufsicht, Bauten und Wirtschaft. Im März 1938
ging er als Regierungsvizepräsident (Ernennung am 1. Mai 1938) und Leiter der
Abteilung "Verwaltung und Wirtschaft" beim "Reichskommissar für die Wieder¬
vereinigung Österreichs mit dem Reich" mit Bürckel12 und weiteren "verdienten"
Beamten nach Wien, wo er am 1. April 1939 zum allgemeinen Vertreter des
Reichsstatthalters in Wien avancierte. Im September 1939 wurde Barth, obwohl
nicht verfügbar, auf die Stelle des Speyerer Regierungspräsidenten gesetzt. Ab 1.
Mai 1940 nahm er als Regierungspräsident die Stelle des allgemeinen Vertreters
des Reichskommissars für die Saarpfalz in Saarbrücken ein. Auch in Lothringen,
wo Bürckel ab dem 2. August 1940 als "Chef der Zivilverwaltung" füngierte, lei¬
stete Barth die notwendige Aufbauarbeit für den NS-Apparat.
Barths persönliche Bekanntschaft und langjährige Zusammenarbeit mit Bürckel,
aber auch seine parteipolitischen Ambitionen (1932 als Kandidat der NSDAP bei
Hess. StaatsA Darmstadt, Abt. 0 31 (Pak. unverz.), "Meine pol. Erlebnisse" , S. 1. Zum Stellenplan s.
LA Saarbrücken, Best. Reichstatthalter in der Westmark, Nr. 492. Ernennung Jungs mit Amtsantritt am
11.3.1935, in: S.L.Z. Nr. 61 v. 4.3.1935. Weitere Angaben, in: Hess. Abgeordnete 1920-1933, bearb.
v. H. G. Ruppel u. B. Groß, S. 145. Eine Selbstbiographie Jungs befindet sich im Privatbesitz seiner
Nachkommen. Zu Jungs Berufung vgl. auch Gerd Rühle, Das Dritte Reich, S. 38f.
D. Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik, S. 65, Anm. 30. F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S.
30 u- 94- P Hüttenberger, Die Gauleiter, S. 141ff. H. Prantl, RPB, S. XXXIIf. u. Anm. 40.
Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 13.3.1938; Ernennung Bürckels zum "Reichskommis-
sar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem deutschen Reich" am 23.4.1938.
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