Vertrauensverhältnis zum Reich stärken sollte12. 1921 erreichte Jolas als Saar¬
pfalzkommissar, der vom Pfalzkommissariat unabhängig arbeitete, nochmals eine
größere Wirkung, die allerdings nach 1924 wieder abnahm. Seine Behauptung, die
Bayerische Regierung habe einen direkten Einfluß auf die Abstimmung nur da¬
durch genommen, daß der Staatssekretär für die Pfalz in bestimmten Zwischen¬
räumen an der Saargebietsgrenze mit Vertretern der Bevölkerung zusammenge¬
troffen sei, viel mehr habe die Bayerische Regierung durch ansehliche Geldmittel
für die Erhaltung der deutschen Kultur im Saargebiet getan, dürfte eher als Auf¬
forderung zu künftig verstärkterem Einsatz zu verstehen gewesen sein, vielleicht
auch um seine persönliche Stellung, obwohl inzwischen pensioniert, aufzuwerten.
In die gleiche Richtung zielt sein Bericht vom 15. März 1933 über den Um¬
schwung in der Stimmung der Bevölkerung, "daß (nämlich) die Führer des
Deutschtums im Saargebiet verzweifelt (seien) über die Lage"13.
Weitere Verbindungsmänner für die Saar waren der bayerische Bevollmächtigte
zum Reichsrat, Ministerialrat Franz Sperr, der spätere Präsident des Landesrates
des Saargebietes, Peter Scheuer sowie der Leiter der Bezirksamtsaußenstelle
Waldmohr und bayerische Saarvertrauensmann, Richard Binder. Seit 1. August
1934 bearbeitete Binder bei der Regierung in Speyer in dem als "Saarstelle"14 be-
zeichneten Referat (Kommissariat) zur Vorbereitung der Volksabstimmung im
Saargebiet diesbezügliche Angelegenheiten. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte
der mit den Saarverhältnissen bestens vertraute ehemalige Beamte der Reko, Karl
Barth, der seit 1932 im Dienste der Protestantischen Landeskirche der Pfalz stand
und im März 1934 als Oberkirchenrat formell aus ihren Diensten beurlaubt wor¬
den war. Er fungierte ab März 1934 als Beauftragter des bayerischen Ministerprä¬
sidenten und avancierte im August 1934 zu Bürckels persönlichem Referenten15.
Von Preußen aus wirkten das Saarreferat der Regierung in Trier (ab 1920), das
Büro des Saarvertrauensmannes, Regierungsrat Landfried, in Heidelberg (von
1920 - 1923), von 1923 - 1926 Dr. Bünger in Frankfurt a.M. (dem Oberpräsiden¬
ten in Kassel unterstellt) und ab 1926 der zum preußischen Saarvertrauensmann
mit Sitz in Köln ernannte Theodor Watermann16. Auf die Bedeutung von
19
LA Speyer, H. Jolas, Berufliche Erinnerungen, S. 144f.
13 Sehr. Jolas' v. 15.3.1933. BHStA München, Best. Reichsstatthalter Epp, Nr. 22. Als "Kulturelle
Reichswesthilfe" erhielt der Turnverein 1881 in St. Ingbert zum Bau einer Turnhalle bereits vor der
Rückgliederung finanzielle Zuwendungen. Sehr. d. Reg. d, Pfalz v. 26.6.1936. LA Saarbrücken, Best.
LRA St. Ingbert, Nr. 1.374.
14 Sehr. d. Bayer. Min.Präs. an Binder (zur Übermittlung an Pirro) v. 3.3.1934. LA Speyer, Best. Bez. Amt
Kusel, Nr. 1.416 II, Bl. 441-444. Zu den erhöhten Geldmitteln für die Vertrauensleute (z.B. Etatjahr
1934/35) s. das Sehr. Binders an die Reg. der Pfalz v. 16.1.1934. Ebd. Bl. 371. Mitteilungen von Ver¬
trauensleuten an Reichsstellen ebd. Bl. 13ff. Berichte von Binders Vertrauensleuten, ebd. Best. H 38,
Nr. 1.398.
15 Zu Barth siehe ausführlich IV. Kap. 2.1.
^ Die direkte Verbindung von Watermann mit OB Neikes im Sehr, des OB an Watermann v. 29.11.1933.
StadtA Saarbrücken, Best. Großstadt, Nr. 2.946 u. Handakte Neikes, Nr. 1.830.
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