Völklinger Büro eine Rolle spielte2. Solche Verbindungen riefen folglich gleich¬
laufende Aktionen an der Saar und im Reich hervor, die bereits vor der Rückglie¬
derung Gleichschaltungstendenzen nicht unähnlich waren.
Die Rolle, die die NSDAP vor der Machtergreifung Hitlers an der Saar spielte, darf
als gering erachtet werden, betrachtet man die von der Reko bis 13. März 1927 ab¬
gelehnten, auf Ortsebene bescheidenen Ortsgruppen, deren Verbindung zur
NSDAP der Rheinpfalz und zur bayerischen NSDAP3 sowie die zahlenmäßig ge¬
ringen Erfolge der Partei bei den Kommunal- bzw. Landesratswahlen, Ebenfalls
als unbedeutend sind die "Erfolge" des nationalsozialistischen "Saardeutschen
Volksbundes" oder der NS-Zeitung, "Der Saardeutsche" (1925/26), anzusehen.
Schon eher als Multiplikatoren für die Zeit nach der Abstimmung dürften die
Gründungen späterer Presseorgane gewirkt haben, wie die "Saardeutsche Volks¬
stimme" 1928 oder eine Wochenzeitschrift des Nationalsozialisten Gottfried Feder
oder die Aufstellung von SA-Formationen seit 1927, von SS-Gruppen seit 1931
sowie die Werbeaktionen4 und die Teilnahme von Saarländern am Reichsarbeits¬
dienst. Das Verbot aller NS-Verbände durch die Reko hinderte die entsprechenden
Reichsstellen nicht, ihre Aktivitäten an der Saar fortzusetzen.
"Der Saarbefreiungskampf im Reich 1918 bis 1935" lag in den Händen des
"Bundes der Saarvereine". Persönlichkeiten, wie der ehemalige Landrat des Krei¬
ses Ottweiler (dann Saarbrücken) und spätere Staatsrat und Oberpräsident der
Provinz Pommern, Dr. jur. von Halfern, der ehemalige Oberkriegsgerichtsrat und
spätere Senatspräsident, Otto Andres, Schulrat Ernst Debusmann, der Verwal¬
tungsdirektor und Gründer des Bundes der Saarvereine, Theodor Vogel, aus Saar¬
brücken, der Hauptschriftleiter des Organs für den deutschen Saarfreiheitskampf,
"Saar-Freund", sowie der "Saarheimatbilder", der ehemalige Mitarbeiter der Re¬
daktion der Saarbrücker Zeitung, Richard Posselt, ferner der im "Endkampf'
1933/34 an die Spitze des Gaues Koblenz-Trier-Birkenfeld gestellte Staatsrat und
Gauleiter Gustav Simon waren Saarkenner und von ihrer Aufgabe um die Heim¬
führung der Saar ins Reich überzeugte, aktive Kämpfer5. Die Öffentlichkeitsarbeit
des Saar-Vereins, wenn auch von den amtlichen Saarstellen größtenteils getrennt
operierend und von der Reichsregierung in der ersten Hälfte der 20er Jahre weni¬
ger beachtet, pochte auf die heimatlichen Gefühle, leistete mit der Unterbringung
von Saarkindern im Reich, bei Saarausstellungen oder mit ihrer Präsenz bei Um¬
zügen praktische Kleinarbeit; der Verein wirkte weniger auf höherer, parteipoliti¬
scher bzw. amtlich verbindlicher Ebene. Ob die Wirkung des Saar-Vereins da¬
durch für die Abstimmung von minderer Effizienz war, möchte ich bezweifeln6,
2 Briefwechsel Röchlings mit Sir Robert Cecil. BA Koblenz, Alte Reichskanzlei, R 4317240.
3 Vgl. F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 83f. u. G. Paul, Die NSDAP des Saargebietes, S. 57,
4 S.Z. Nr. 6 v. 7.1.1935: "Aufruf der Ergänzungsstelle Rhein (XII) zur Freiwilligen-Meldung für die
Waffen-SS mit detaillierten Angaben."
5 Th. Vogel (Hg.), Der Saar-Befreiungskampf, S. 23-35.
6 Ebd. S. 377-390.
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