88,21 Prozent der gesamten Jahreszuwanderung. Allerdings erscheint es angebracht, auch
hinsichtlich des Zu-/Abwandererverhältnisses wieder drei Zeitabschnitte zu unterscheiden:
eine erste Phase bis einschließlich 1875 mit jeweils ungefähr doppelt so viel Zu- wie
Abwanderem, die Phase 1876 bis 1889 mit stets etwa acht Prozent mehr Ab- als
Zuzüglern und die abschließende Phase ab 1890 mit konstant zirka zehnprozentigen Zu¬
wanderungsüberschüssen.
Aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang die Mobilitätskennnziffem der einzelnen
Untersuchungsjahre, die das Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und Wanderungsvolumen
ausdrücken (Tab.7).7 Die durchschnittliche jährliche Mobilitätskennziffer des saarländi¬
schen Industriestandortes liegt für die lange Zeitspanne von 1869 bis 1909 bei 272, d.h.
daß sich der Wanderungsstrom über 40 Jahre hinweg im Mittel jährlich in der Größen¬
ordnung zwischen einem Viertel und einem Drittel der Gesamtbevölkerung bewegte. Der
Spitzenwert findet sich mit 762 Promille im Jahre 1903; d.h. die Zahl der mobilen
Personen in Malstatt-Burbach während des Jahres 1903 entsprach mehr als drei Viertel
der am Jahresende dort ansässigen Bevölkerung. Die beiden niedrigsten Werte mit 112
bzw. 140 entstammen den Kriegsjahren 1870 bzw. 1871. Die Mobilität in den Mittel¬
städten des deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraumes war damit hinsichtlich
ihres relativen Umfangs vergleichbar den Bevölkerungsbewegungen in den
reichsdeutschen Großstädten. Denn auch dort durchzog jedes Jahr "ein Wanderungsstrom
die Städte, der im Durchschnitt ca. ein Viertel bis über ein Drittel aller Einwohner von
Großstädten ausmachte."8 Die mittlere Mobilitätskennziffer für die Gesamtheit aller
Escher Daten sind amtlichen Publikationen entnommen und entbehren, wie schon ein Vergleich
mit den Werten der (sehr exakt zu ermittelnden) Wanderungsbilanz zeigt, z.T. mit Sicherheit einer
realen Grundlage. Die Angaben für die Jahre nach 1900 dürften etwas zuverlässiger sein.
Allgemein ist zu beachten: "Bei allen Untersuchungen, bei denen irgendwelche Aussagen unter
Zugrundelegung der Gesamtmasse der Wanderungen (Wanderungsvolumen) gemacht werden,
spielt der Fehler nur eine geringe Rolle, (...) weil er sich stets in einer Richtung (Verminderung
des tatsächlichen Wanderungsumschlags) auswirkt." Vgl. Heberle, Rudolf/ Meyer, Fritz: Die
Großstädte im Strome der Binnenwanderung. Wirtschafts- und bevölkerungswissenschaftliche
Untersuchungen über Wanderung und Mobilität in deutschen Städten, Leipzig 1937, S.82f.
6 Die Zu- und Abwanderungszahlen vor 1869 sind für weitergehende Berechnungen m.E. nicht
zuverlässig genug und sollten im Sinne von Tendenzwerten interpretiert werden,
7 Die Mobüitätskennziffer (MKZ) ergibt sich rechnerisch aus:
Wcmdenaigrrohamn ^
Einwohnerzahl
und bezeichnet den Promille-Anteil der Jahresgesamtzuwandenmg an der Gesamteinwohnerzahl.
Bezüglich der Zuverlässigkeit der MKZ gilt das gleiche wie für das Wanderungsvolumen, da
diese hieraus errechnet wird. Zur Kritik der MKZ vgl. Bleek, Mobüität, S.15. Auf das von Bleek
angesprochene Problem der Fluktuation wird im Abschnitt über die Aufenthaltsdauer (Kapitel
E) genauer eingegangen.
8 Vgl. Langewiesche, Wanderungsbewegungen, S.6f.
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