einen deutlichen Aufschwung erfahren. Hierzu trägt nicht zuletzt die bereits 1898 auf
städtischem Barm (aber außerhalb der Militäranlagen) seitens der saarländischen
Untemehmerfamilie Röchling gegründete "Karlshütte" bei, die zwischen 700 und 800
Arbeiter beschäftigt. Daneben werden eine Zementfabrik und eine große Thomas¬
schlackenmühle betrieben. Lange hat die Stadtmauer nicht nur eine räumliche Aus¬
dehnung der Stadt, sondern auch die Ansiedlung von weiteren Gewerbetreibenden
verhindert. Die Stadt erlebt aber jetzt auf der Basis des Erweiterungsplanes des Kölner
Stadtbaumeisters Stübben einen Bauboom. Die Bevölkerungszahl liegt nun bei über
14.000, während die Einwohnerschaft infolge der militärischen Einschnürung in den
vorhergehenden Jahrzehnten nur sehr mühsam auf knapp 9.000 Personen anwachsen
konnte. Die noch in den 1870er Jahren bestehende frankophone Bevölkerungsmehrheit
sieht sich nun mit einer Minderheitensituation konfrontiert; bereits seit zwei Jahrzehnten
ist Französisch als gleichberechtigte Verwaltungssprache abgeschafft. Ein Güter- und
ein Personenbahnhof, ein Moselhafen und eine Gaszentrale sind schon einige Jahre zuvor
unter militärischen Versorgungsaspekten gebaut worden und begünstigen die verspätet
einsetzende industrielleEntwicklung erheblich. Trotz des industriellen "take-off, welcher
die Stadt erfaßt hat, bewahrt sie auch weiterhin ihren militärischen Charakter, wenngleich
das Festungskonzept deutlich modifiziert wurde. Die Gamisonstärke liegt ständig bei
ungefähr 2.000 Mann - und über 700 Pferden.1
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Der Verstädterungsprozeß in Malstatt-Burbach und Esch/Alz. läßt sich anhand des
Bevölkerungswachstums, das diese Gemeinden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts
erfuhren, besonders deutlich ablesen. (Abb. 2) Charakteristisch ist der rasante Anstieg
der Einwohnerzahl sowohl der saarländischen als auch der luxemburgischen Kommune
ab Mitte der 1850er bzw. ab dem Beginn der 1860er Jahre bis etwa 1875. In 'Malstatt-
Burbach schnellte die Bevölkerungszahl ab 1856, d.h. mit Gründung der Burbacher Hütte,
in die Höhe. In Esch/Alz. war schon in den 1860er Jahren im Zuge der Erschließung
erster Erzminen ein leichter Einwohnerzuwachs festzustellen, und im Jahre 1871 erfolgte
1 Die hier dargelegte Entwicklungsskizze der Industrialisierung und Urbanisierung Malstatt-
Burbachs, Eschs und Thionvilles/Diedenhofens beruht auf der im Literaturverzeichnis in den
entsprechenden Abschnitten genannten ortsgeschichtlichen Literatur. Für Malstatt-Burbach sind
neben den älteren Arbeiten insbesondere relevant das Städtebuch Rheinland- Pf alz/ Saarland sowie
die Artikel von Hanns Klein und Klaus Fehn. Überblicksartige Darstellungen zur Escher
Stadtgeschichte finden sich im Ausstellungskatalog von Denis Scuto, im Jubüäumsband aus dem
Jahre 1939 sowie in den Arbeiten von Janine Camy und Paul Didlinger. Für Thionville/
Diedenhofen ist zu verweisen auf die Arbeiten von Gervais Ancel, Lewin Vidal und François
Roth.
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