Full text: Migration und Urbanisierung

ins frühe 20. Jahrhundert wird Thionville Umschlagplatz der Weinbauregion an der 
lothringischen Mosel bleiben, und etliche Winzer haben darum Mitte des 19. Jahrhunderts 
ihren Wohnsitz in der Kommune. Außerdem besitzt die Gemeinde Bedeutung für den 
französischen Transithandel mit Belgien, Luxemburg und Deutschland. Wie in Metz lebt 
innerhalb der Mauem ein mehrheitlich französischsprachiges Stadtbürgertum, während 
die ländliche Bevölkerung des Umlandes, vor allem östlich Thionvilles, fast ausschließlich 
einen deutschen, moselfränkischen Dialekt spricht. 
Das Jahr 1910: 
Malstatt-Burbach - 1875 zur Stadt erhoben - hat sich mit zirka 45.000 Einwohnern 
zur bevölkerungsreichsten Gemeinde des Saarreviers aufgeschwungen und wurde im Jahre 
1909 mit (Alt-)Saarbrücken und St.Johann zur Großstadt Saarbrücken vereinigt, die 
zusammen über 100.000 Einwohner zählt. Malstatt-Burbach ist der Hauptort der 
eisenverarbeitenden Industrie an der Saar. Das 1856 von belgisch-luxemburgischen 
Unternehmern gegründete Hüttenwerk ist mit seinen mehr als 5.000 Arbeitern neben dem 
Neunkircher Eisenwerk der größte eisenschaffende Betrieb der Region. Außerdem 
bestehen ein Gußstahlwerk, drei Maschinenfabriken, zwei Metallgießereien, eine 
Waggonfabrik, eine Tresorfabrik, eine Eisenbahnhauptwerkstätte, zwei Zementwerke und 
mehrere Ziegelfabriken. Allein die Metallindustrie beschäftigt ungefähr 7.000 Arbeiter. 
Ausgedehnte Gleisanlagen erstrecken sich seit den 1850er Jahren über das Gemeindege¬ 
biet und vielfältige Eisenbahnverbindungen gewährleisten den Personen-, vor allem aber 
den Güterverkehr in alle Himmelsrichtungen. Es gibt mehrere Industrie- bzw. Güterbahn¬ 
höfe und einen Personenbahnhof ; der St. Johann-Saarbrücker Hauptbahnhof liegt teilweise 
auf Malstatt-Burbacher Bann. Ein Industriehafen ermöglicht die Nutzung der Saar als 
Wasserstraße und bietet Zugang zum lothringisch-französischen Kanalnetz sowie über 
die Mosel zum Rhein. Seit 1891 ist die Stadt mit ihren Nachbarorten durch eine 
Straßenbahn verbunden, die seit 1899 sogar elektrisch betrieben wird. Die Kommune 
verfügt über ein Gaswerk, eine moderne Stromversorgung ist durch Lieferverträge mit 
der Bergwerksdirektion sichergestellt. 
Esch-an-der-Alzette - 1906 zur Stadt erhoben - steht zum gleichen Zeitpunkt im 
Range der unumschränkten Industriekapitale Luxemburgs. Mit ihren etwa 15.000 
Einwohnern ist Esch zur zweitgrößten Gemeinde im Großherzogtum geworden. Mitt¬ 
lerweile prägen drei Hüttenwerke das Bild der Stadt: im Jahre 1871 wurden sowohl die 
ersten Hochöfen der Société Auguste Metz & Co. ("Metze Schmelz") als auch der 5-4. 
des Hauts Fourneaux de Luxembourg der Gebrüder Brasseur ("Brasseurschmelz") 
angeblasen. An der Errichtung der "Metze Schmelz" in Esch-Schifflingen war übrigens 
die Betreibergesellschaft der Burbacher Hütte, die Luxemburgische Bergwerks- und 
Saarbrücker Hüttengesellschaft (S.A. des Mines du Luxembourg et des Forges de 
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