und demgemäß etwas weniger als ein Drittel evangelisch waren. Andere Konfessionen
spielten hier keine Rolle.
In diesem Milieu der buntgewürfelten Landsmannschaften und eines allgegenwärtigen
Unterschichtenkatholizismus, das in allen Ecken der Stadt anzutreffen war, fand sich die
Arbeiterkultur in der Saarhüttenstadt.
Die gesonderte Analyse des Ansiedlungsverhaltens der anreisenden Arbeiter bestätigt
den Eindruck, daß in Malstatt-Burbach durchweg eine vielgestaltige Arbeiter-Misch-
Wohnkultur Bestand hatte.16 Es bildeten sich im wesentlichen offenbar keine Arbeiter¬
wohnviertel aus, in denen exclusiv Angehörige einer spezifischen Arbeitergruppe hausten.
Eine relativ weitreichende räumliche Nähe zwischen den Wohnungen der Facharbeiter
und der Hilfsarbeiter war demnach gegeben. Gleiches galt für die dem handwerklichen
Bereich entstammenden Arbeiter im Verhältnis zu sonstigen Fabrikarbeitern. Auch im
Privaten muß also ständig der kommunikative Kontakt zwischen allen Arbeitergruppen
gewährleistet gewesen sein.
Nur in den Straßenzügen am westlichen Rand des Hüttengeländes (Krenzeisberg, Mar¬
garethenstraße, östliche Wilhelmstraße) kam es in einem gewissen Rahmen zu einer Mas¬
sierung ungelernter Arbeiter. Außerdem befand sich im Ortsteil Rußhütte eine ansehnliche
Bergarbeiterkolonie. Dieses Stadtviertel führte allerdings aufgrund seiner abgeschnittenen
Lage in einem engen Seitental und in seiner Ausrichtung auf die nordöstlich der
Saarstädte befindlichen Bergbauregionen ohnehin weitgehend ein Eigenleben im Ver¬
hältnis zum restlichen Stadtkörper. Eine Ansiedlung von Bergleuten kam im Malstatt-
Burbacher Stadtgebiet fast nur im Bezirk Rußhütte zustande. Die Mobilität dieser
Berufssparte war sehr gemäßigt, der Bezug von Eigenheimen, deren Bau die Königliche
Bergwerksdirektion mit Prämien förderte, erfolgte überaus häufig, so daß diese Berufs¬
gruppe im Wanderungsgeschehen und auf dem Wohnungsmarkt der Stadt kaum ins
Gewicht fiel.
Eine echte Ausnahme in der Siedlungslandschaft der Hüttenstadt fand sich nur an der
Nahtstelle zwischen Malstatt und Burbach, im Dreieck zwischen der Eisengießerei Müller,
der städtischen Gasanstalt, dem Hüttenwerk, dem Burbacher Personenbahnhof und dem
städtischen Schlachthof: die Blumenstraße (seit 1909 Wörther Straße). Das nördlich dieser
Straße gelegene, heute sehr dicht bebaute Areal bis zu den Ziegelhütten am Rastpfuhl
war bis zum Jahre 1910 baulich noch nicht erschlossen. In diesem "toten Winkel"
existierte eine Art kleines Arbeiterghetto. Während der Saarländeranteil ansonsten
mindestens 50 Prozent betrug, gehörten zu den Anwohnern der hochfrequentierten Blu¬
16 Hier wurde eine zweite Clusteranalyse durchgeführt, welche nur in Hinblick auf die zuziehenden
Arbeiterfamilien erfolgte. Die Objekt- und Merkmalsauswahl stimmte mit derjenigen des ersten
Analyseschrittes überein. Vgl. Anm.9.
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