Full text: Migration und Urbanisierung (23)

E. 
Die Ausformung räumlicher Sozialbeziehungen 
in Malstatt-Burbach, Diedenhofen und Esch/Alz. : 
Viertelbildung zwischen Mobilität und Sesshaftigkeit 
Die Quantität und die Qualität der Wanderungsbewegungen, welche im vorangehenden 
Kapitel ausführlich dargelegt wurden, werfen Fragen auf nach den Folgen der Migrationen 
für das sozialräumliche Gefüge der Städte. 
In welchem Ausmaß und in welcher Lage zum alten Ortskem wurde erstens das 
Besiedlungsterrain der untersuchten Gemeinden ausgeweitet, und inwiefern kam es zwei¬ 
tens zur räumlichen Abgrenzung seitens der am Zuzugsgeschehen beteiligten Sozialgrup¬ 
pen? 
Wie hoch war der Grad der sozialen Durchmischung in den Industriestädten? Ist für die 
Untersuchungsperiode in der Regel ein Viertelbildungsprozeß zu unterstellen, so daß 
bestimmte Straßenzüge schwerpunktmäßig in der Hand einzelner Berufsgruppen oder 
Landsmannschaften waren? Möglicherweise ergab sich die gesellschaftliche Differenzie¬ 
rung in stadttopographischer Hinsicht eher vertikal, denn horizontal, in dem Sinne, daß 
beispielsweise Kaufleute, Verwaltungsangestellte und Arbeiter in derselben Straße oder 
gar im selben Haus wohnten, wobei sich deren sozialer Status nur in der Lage der 
Wohnung innerhalb des Hauses (Erdgeschoß, "Belle-Etage", Dachgeschoß) ausdrückte. 
Schließlich bleibt noch zu erörtern, wie lange überhaupt Wohnraum in der Regel genutzt 
wurde. 
Die Leitfragc im folgenden lautet ganz allgemein: Nach welchen Mustern vollzog sich 
innerhalb der Städte die Aneignung und Ablegung von Wohnraum während der wan¬ 
derungsintensiven Hochindustrialisierungsperiode? 
a) Die Frequentierung und Expansion des Stadtraumes infolge der Zu¬ 
zugsmobilität 
In allen drei Untersuchungsgemeinden kam es sowohl zu einer Verdichtung als auch zu 
einer bedeutenden Ausdehnung der vor der Industrialisierung bestehenden Siedlungs¬ 
flächen.1 
Nach Gründung des Hüttenwerks (1856) wuchsen die beiden Dörfer Burbach und 
Malstatt rapide aufeinander zu. Ansatzpunkte waren die beiden Ortskeme rechts und 
links der Industrieanlagen, welche sich einerseits verdichteten und andererseits räumlich 
auf den Industriebetrieb hin orientierten. Später fand die Stadt Malstatt-Burbach Anschluß 
an die ’’Neustadt'’ des Nachbarortes St.Johann mit dem Bahnhofsviertei und der 
1 Vgl. die schematischen Kartendarstellungen in Abb.27-29,S.214f. 
213
	        
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