5) industrialisierte Handwerker
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Die hier bezeichneten Handwerker hatten mehr mit den Arbeitern gemein als mit den
Zunfthandwerkern.
Ihr Altersschnitt lag bei 27 Jahren179; nicht wenige waren zwischen 17 und 24 Jahren
alt; die mit fast einem Drittel (31,3%) umfassendste Altersgruppe war jedoch die der
25- bis 34jährigen.
Ein Drittel von ihnen (34,0%) war verheiratet, ein Viertel (25,3%) hatte Frau und Kinder,
so daß nur vergleichsweise bescheidene zwei Drittel (66,0%) allein angereist waren.
Weit über die Hälfte der industrialisierten Handwerker war katholisch (60,2%).
Der Zuzug erfolgte im Gegensatz zu den Zunfthandwerkern auch verstärkt aus der
Mitteldistanz von 80 bis 300 Kilometern sowie in erheblich höherem Maße als bei jenen
aus dem unmittelbaren Umland bis 30 Kilometer Entfernung. Die erweiterte Nahzone
zwischen 30 und 80 Kilometern, welcher in besonderem Maße die Zunfthandwerker ent¬
stammten, wurde seitens dieser Zuwanderergruppe merklich seltener frequentiert. Zugleich
handelte es sich bei den Herkunftsregionen dieser Handwerker in 56 Prozent der Fälle
um urban-industriell ziemlich weit entwickelte Gebiete der Rangkategorien 5 bis 7.
Weniger als 10 von 100 industrialisierten Handwerkern (9,9%) zogen aus rein bäuerli¬
chen Kreisen an.
Neben der durchaus vorhandenen Saisonkomponente machte sich bei den vorliegenden
Handwerkern eine unübersehbare Tendenz zur Seßhaftigkeit bemerkbar. Es scheint als
verließen die industrialisierten Handwerker entweder schwerpunktmäßig nach etwa einem
halben Jahr die Hüttenstadt wieder, oder sie blieben gleich mehrere Jahre.
Die Existenz des industrialisierten Handwerks markierte ein doppeltes sozioprofessionel-
les Übergangsphänomen: den Wandel althergebrachter und damit die Herausbildung neuer
handwerklicher Berufsbilder sowie einen einschneidenden sozialen Umbruch innerhalb
des Handwerkerstandes.
Einerseits ist nämlich die gesamtdurchschnittliche Altersdifferenz zwischen industriali¬
sierten Handwerkern und Zunfthandwerkern in diesem Kontext zu erklären durch ein
konsequentes Überwechseln junger Handwerker aus Innungsbetrieben hinein in Werkstät¬
ten des industriellen Wirkungsbereiches. Die auffällige Differenz in der Herkunft (geo¬
graphisch, strukturell) der beiden Handwerkerkategorien läßt darüber hinaus typische
handwerkliche Lebensläufe des späten 19. Jahrhunderts erahnen. Der individuelle lebens¬
zeitliche Wandel handwerklicher Tätigkeit wird deutlich, den z.B. ein Schreiner, ein
179 Altersdurchschnitt: 27,4 Jahre; Standardabweichung: 9,7 Jahre.
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