Lothringen, Luxemburg und an der Saar hinsichtlich ihrer regionalen Herkunft.
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Zwar stellten die nördlichen Regionen Lombardei, Venetien, Piemont, Emilia-Romagna,
Ligurien, Friaul und das österreichische Trentino zusammen in allen Teilen des Unter¬
suchungsraumes die jeweils umfangreichsten Zuzugskontingente. Und ebenso blieb der
Wanderungsaustausch mit dem süditalienischen Mezzogiorno bis nach 1945 allgemein
irrelevant. Dennoch verfügten die einzelnen Industriereviere über durchaus spezifische
Rekrutierungsgebiete in Italien.
In Diedenhofen und Esch wurde neben dem norditalienischen Zuzug spätestens ab der
Jahrhundertwende eine nicht unwesentliche Arbeitsimmigration aus Mittelitalienwirksam,
während in Malstatt-Burbach fast ausschließlich Norditaliener anzutreffen waren.
Etwa ein Fünftel der Italiener, die sich nach Gründung der "Karlshütte" in Diedenhofen
anmeldeten, kamen aus den mittelitalienischen Regionen Marche und vor allem Lati¬
um.142 Italiener aus den Marche spielten auch in Esch eine gewisse Rolle. Herausragend
und ohne Äquivalent war in der südluxemburgischen Kommune allerdings der Wande¬
rungsbeitrag der umbrischen Provinz Perugia, einer zentralitalienischen Region, welche
spätestens ab 1900 und wieder nach dem Kriege den ersten Rang in der Zuwanderung
nach Esch einnahm. Umbrien entsandte aber zumindest bis 1914 weder nach Malstatt-
Burbach noch nach Diedenhofen ein nennenswertes Arbeitskräftekontingent.143 Diese
intensive Zuzugsmobilität aus Umbrien und den Marche kann die Gemeinde Esch aber
erst mit einer zweiten italienischen Immigrationswelle erfaßt haben. Denn die Volks-
141 Für Maistatt-Burbach fanden sich nur in den Individualregistem detailliertere Angaben über
die regionale Herkunft der Italiener. In den anderen Meldedokumenten wurde als Herkunftsort
ganz allgemein "Italien" vermerkt. Die Werte der Rubrik Esch 1900-1925 wurden der Arbeit
von Didlinger entnommen. Ebenso entspricht die Grobeinteilung der Apenninhalbinsel in Nord-,
Mittel- und Süditalien der KategorisierungDidlingers. Vgl. Didlinger, Ausländische Bevölkerung
Esch/Alz,, S.57ff. Aufgrund des jeweils sehr geringen Stichprobenumfangs in den hier betrachte¬
ten Untergruppen, sind die vorliegenden Prozentwerte mehr noch als in anderen Aufstellungen
als Tendenzwerte zu interpretieren.
142 In der zeitgenössischen westlothringischen Publizistik wurde die Ansicht vertreten, daß die
Mehrzahl der im Becken von Briey anwesenden Italiener aus Zentralitalien stammte, d.h. aus
den Regionen Marche, Toskana sowie Romagna, hier schwerpunktmäßig aus den Provinzen Parma
bzw. Modena. Den Norditalienem aus dem Piemont, der Lombardei, Venetien und dem Trentino
(Tirol) wurde dabei eine zwar bedeutende, wenngleich hinsichtlich Mittelitalien untergeordnete
Rolle zugesprochen. Vgl. Hottenger, Georges: Le Pays de Briey, Paris-Nancy 1912, S.98 sowie
Bonnet Santini/ Barthélémy, Les italiens dans l'arrondissement de Briey S.23, die für die Indu¬
striereviere von Longwry und Briey gleichfalls den Einfluß der mittelitalienischen Provinzen für
entscheidend halten.
143 Vgl. hierzu auch Didlinger, Ausländische Bevölkerung Esch/Alz., S.57 u. 6Qf. Speziell die
im Jahre 1901 nicht mehr als 4.000 bis 6.000 Einwohner zählenden Gemeinden Gualdo Tadino,
Gubbio und Nocera Umbra speisten den Zuzug aus der Provinz Perugia nach Esch ganz erheblich.
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