der Anteil des neuen Mittelstandes in den Phasen B bis D sehr ähnlich dem Anteil der
mittleren Beamten und Angestellten in Malstatt-Burbach, andererseits aber war die
Gruppe der unteren Beamten und Angestellten aufgrund des in der Kleinstadt vorhandenen
Verwaltungsapparates, im Gegensatz zu den Verhältnissen in der saarländischen Ge¬
meinde, keine entscheidende Zuwachskategorie, obgleich auch hier durchschnittlich über
zehn Prozent (11,8%) der Zuwanderer dieser Sozialgruppe angehörten. Vergleichbares
gilt für die Gruppe der Selbständigen (alter Mittelstand), die anteilsmäßig anders als in
Malstatt-Burbach eher im Rückgang begriffen war. In Diedenhofen meldeten sich
ohnehin nicht viele und zunehmend weniger (Voll-)Bauem auch als Kaufleute an. Aus¬
schließlich Handwerksmeister stärkten den alten Mittelstand in der Gamisonsgemeinde
durch Zuzug. Die Aufnahmekapazitäten der traditionsreichen Stadt in diesen sehr boden¬
ständigen Berufsgruppen waren - wieder im Gegensatz zu den jungen, expansiven
Verstädterungszentren Esch und Malstatt-Burbach - beschränkt. Die einzige Ausnahme
bildeten Handwerksberufe, die mit der einsetzenden Industrialisierung vor allem im
Bausektor und im Zulieferbereich stark nachgefragt wurden. Letztendlich verschieden
entfaltete sich auch die Arbeiterzuwanderung. Hatte in Malstatt-Burbach im fortschrei¬
tenden Industrialisierungsprozeß eine Gewichtsverlagerung von Hilfsarbeitern auf
Facharbeiter stattgefunden, nahmen fortgesetzt relativ mehr ungelernte Arbeiter und zu¬
gleich weniger gelernte Arbeiter ihren Wohnsitz in Diedenhofen. Während im Zeit¬
abschnitt 1883/89 (B) zwischen diesen beiden Sozialgruppen ein noch recht ausgewogenes
Zuzugsverhältnis von 53 ungelernten auf 47 gelernte Arbeiter bestand, kamen in der
Phase 1901/09 (D), d.h. mit dem Industrialisierungsschub nach der Niederlegung der
Festungswälle, auf 70 Anlemkräfte nur noch 30 Facharbeiter, sei es weil industrielle
Fachkräfte von den nahe gelegenen und mittlerweile längst etablierten Standorten
gebunden wurden oder weil das weite, industriell unberührte, agrarische Hinterland
Diedenhofens ein großes Potential von Anlemkräften zur Verfügung stellte. Auf die
speziellen Fragen zur Arbeitermigration soll aber in einem eigenen Abschnitt ausführli¬
cher Bezug genommen werden.
In den Escher Volkszählungen lassen sich die Folgen eines Zuwanderungsvorganges,
wie er wohl nicht sehr anders in Maistatt-Burbach mit seinen ähnlichen strukturellen
Rahmenbedingungen Raum gegriffen hatte, deutlich ablesen. Denn die sich wandelnde
Bevölkerungsstruktur dürfte - verstanden als Funktion der Immigration - die soziale
Zusammensetzung der Zuwanderung in gewisser Weise widerspiegeln. Und in diesem
Sinne sind die erheblichen strukturellen Übereinstimmungen zwischen der Malstatt-
Burbacher Zuwandererschaft und der Escher Einwohnerschaft keineswegs verwunderlich.
Zu nennen wären hier die entscheidende Zunahme des Bevölkerungsanteils von Beamten
und Angestellten in den beiden Sozialgruppen des neuen Mittelstandes als auch der
unteren Beamten und Angestellten, der durchweg mindere Einfluß des Großbürgertums,
111