dem Rückweg auch über Trier, Metz und Touh Insgesamt mehr als einhundert monasti-
sche Gemeinschaften trugen ihre Kondolenzen ein.72 Es darf angenommen werden, daß
der Aufenthalt jenes unbekannten spanischen Emissärs im Trierer Raum unserem Mettla¬
cher Mönch den Impuls vermittelte, „lehrend und lernend“ gen Süden zu ziehen. Dort
konzentrierte sich das geistige Leben eher an den Kathedralschulen als in den Klöstern;
„capita scholae“ sind in Spanien bereits um die Jahrtausendwende — wenn auch nicht na¬
mentlich - belegt.73 Huothilbertus war zunächst wohl nur „magister“, also ein auf ein¬
zelne Disziplinen (interessanterweise meist aus dem Bereich des Quadriviums) speziali¬
sierter Lehrer, der wie seine Schüler von Ort zu Ort zog. Im ausdrücklich erwähnten
Näjera scheint er zum caput scholae aufgestiegen zu sein. Ein exotischer Fremdling war
er dort keineswegs: Zwischen 1050 und 1060 fertigt ein Goldschmied namens Almanius
ein prunkvolles Antependium in spätottonischem Stil für die Kirche von Santa Maria la
Real. Bei diesem Almanius ebenso wie bei den während der 1060er Jahre im benachbarten
San Millän de la Cogolla wirkenden Goldschmieden und Elfenbeinschnitzern Marguani,
Engelram und Rodolfus handelt es sich um Künstler deutscher, wahrscheinlich rheini¬
scher Provenienz.74 Daß unser Huothilbertus in der Überlieferung Näjeras, die verstärkt
erst im 12. Jahrhundert einsetzt, nicht erwähnt wird, braucht nicht zu überraschen, hat
doch selbst der Studienaufenthalt Gerberts in der Spanischen Mark in den dortigen
Quellen keinerlei Spuren hinterlassen und ist uns nur durch die „heimatliche“ Überliefe¬
rung Richers bekannt.75 Immerhin muß nach Mettlach eine ausreichend präzise Rückmel¬
dung gelangt sein.
1.1.5. Rätsel um Abt Everhelm
Am 18.7.106176 starb der betagte Abt Reginard von Mettlach, der zuvor in St. Eucharius
Klostervorsteher gewesen war. Sein Nachfolger wurde dem Konvent von Erzbischof
Eberhard (amt. 1047-1066) aufoktroyiert. Von diesem Abt Everhelm hat der Anonymus,
der knapp dreißig Jahre nach den Geschehnissen schreibt, nur wenig Gutes vernommen.
In einem langen Abschnitt macht er seinem Herzen Luft:
. . . Qui (Reginardus) senio confectus moritur, ac Everbelmus Mediolacensibus rector
constituitur. Is enim abbas monasterii Sancti Martini Metis et principis apostolorum An-
daginis, vocatus ab episcopo, fretus presidio nummorum venit, non meritorum; cui pe-
f hierzu Dufour, Rouleaux (mit Karte des Itinerars) und die beiden Arbeiten Stiennons
1 975 für Gerona, 996 u. 1004 Vieh, 1005 u. 1013 Barcelona, 1017 Urgel, vgl. hierzu Lindgren,
Spanische Mark, passim. Unter den Klöstern steht Ripoll unter Abt Oliva (amt. 1008-1046) auf
einsamer Höhe, zu dessen Bibliothek s. Beer, Handschriften.
4 Briefliche Mitteilung von Prof. S. Moralejo, Kunsthistorisches Seminar der Universität von San¬
tiago de Compostela. Ich danke Herrn Moralejo für die Einsichtnahme in die Druckfahnen des
von ihm für die „Enciclopedia dell’arte medievale“ (Bd. I erscheint 1990) verfaßten Artikels
„Almanio“.
75 u;a- Cronica Najerense; Richer, Histoire, 111,43 (Bd. 2, S. 5Of.; Gerbert hielt sich 967-970 in Spa¬
nien auf), vgl. Udina Martorell, Gerberto.
6 ÏT ^es^ert durch die Annalen und das Nekrolog von St. Eucharius, vgl. Becker, Abtsreihe,
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