die sich um die „Eufemia “-Inschrift ranken,88 89 möchte ich mit dem Stoßseufzer jenes an¬
onymen Kartäusers schließen:
Quaenam vero, vel querumnam tria ista corpora in particulari sint, Deus novit.99
5.5. Gräfinthal
Nachdem 1421 das gesamte Klosterarchiv Gräfinthals bei einer Fehde zwischen Graf Phi¬
lipp von Nassau-Saarbrücken und dem Herzog von Lothringen zerstört worden war, fer¬
tigte der kaiserliche Notar Friedrich Ernst Kiefer ein Notariatsinstrument über die An¬
fänge des Klosters an.90 Dieses Schriftstück, in dem die Zeugenaussagen einiger älterer Be¬
wohner aus umliegenden Ortschaften protokolliert sind, diente unter Umständen als Er¬
satz für eine verlorengegangene Gründungsnotiz.91 92 In nüchternem Stil ist dort vermerkt,
daß das Wilhelmitenkloster bereits 1277 von „Bretonen“ in Brand gesteckt worden sei,
ut clarius apparetper historiam super hac re relictam a r euer endo patre Alberto Spies dicti
loci priore fideliter attestatum 91 „Bretonische“ Söldnerkompagnien als Erbmasse des
Hundertjährigen Krieges sind wohl 1365 durch das östliche Lothringen gezogen, ohne
aber das Gebiet des heutigen Saarlandes zu berühren.93 Auch der Blieskasteler Erbfolge¬
krieg (1274-1291) hat keine Auswirkungen auf Gräfinthal gehabt,94 so daß diese Episode
weiterhin ungeklärt bleibt. Der schillernde Gattungsbegriff „historia“ ist leicht irrefüh¬
rend;95 ähnlich wie im Falle der späteren „Historia de irruptione comitis de Eberstein“96
handelte es sich bei dem Werk des Priors wohl um ein protokollarisches Inventarver¬
zeichnis mit präziser Schadensauflistung, nicht aber um einen historiographischen An¬
sprüchen genügenden Text.
88 hierzu umfassend Kraus, Kunst und Altertum, S. 864-869; AD Moselle H 3567bis, S. 15-18
89 ebd., S. 14
90 „Instrumentum de fundatione monasterii de Grevendal factum a Friderico Ernesto Kieffer no-
tario Caesareo Saraponti de 3. Julio 1421“ in Pöhlmann, Regesten, S. 81-83
91 ebd., S. 82: . . . quorum documenta et registrorum instrumenta ab ultimo furore hostium et in-
cendio consumpta fuerunt vel irrecuperabiliter ablata,. . .
92 ebd., S. 83; Schaal (s. Exkurs II) datiert den Vorfall gar auf 1240, einen Zeitpunkt, als das Kloster
noch gar nicht bestand.
93 vgl. Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 478
94 Pöhlmann, Blieskasteler Erbfolgestreit, passim
95 vgl. z. B. die bei A. Potthast, Bibliotheca historica medii aevi I, Berlin 1896 (ND Graz 1954),
S. 603-617 aufgeführten Beispiele
96 Diese nimmt wohl Bezug auf die recht gewalttätigen Versuche des Freiherrn Friedrich von Stein¬
kallenfels, des Vormunds des minderjährigen Grafen Johann Jakob von Eberstein, 1590-1593
einen evangelischen Pfarrer in Bliesmengen einzusetzen. Vgl. hierzu den von Pöhlmann, Regesten,
S. 26, überlieferten Brief des Geheimen Studienrats Lempfrid v. 16. 10. 1897 an Lehrer J. Kempf
in Neustadt a. H.: „Die von Remling nicht mehr Vorgefundene,Historia . . besteht in einer pro¬
tokollarischen Aufnahme in deutscher Sprache und befindet sich in den nichtgedruckten Ur¬
kunden der Benediktiner in der Handschriftensammlung der Stadtbibliothek zu Metz.“
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