wegen des großen Dampfverbrauchs im Schnitt nur mit 2,5 bis 3,5 MW. Schalteranla¬
gen waren teilweise völlig veraltet und stellten eine Gefährdung der Arbeiter dar. Eine
umfassende Revision des Kraftwerkes und damit verbundene bessere Auslastung hätte
kostspielige mechanische Hilfsmittel zur Aschenabfuhr sowie Grund und Boden für
eine Aschenhalde erfordert; bislang war der geringe Aschenanfall durch kostenlose Ab¬
gabe zum Auffüllen von Wegen usw. abgegeben worden. Auch der Brennstofflager¬
platz erwies sich für eine bessere Ausnutzung als unzulänglich, so daß der Bericht der
Direktoren Keßler und Rodenhauser über eine mögliche Fusion von VSE und Kraft¬
werk Wehrden bezüglich des Kraftwerkes Saarlouis zu dem Schluß kam, bei minde¬
stens 2,3 Mio FF Erneuerungskosten rentiere sich der Betrieb des Kraftwerkes nur
noch bis 193 5345. Am 17. Juni des genannten Jahres wurde das Kraftwerk schließlich
stillgelegt, als sich an der 10 MW-Turbine Fundamentrisse zeigten. Die noch intakte
Turbine wurde später im Kraftwerk Wehrden aufgestellt und dort für Rechnung der
VSE betrieben346.
Mit der Kraftwerk Wehrden GmbH war 1931 ein Stromlieferungsvertrag über eine
jährliche Abnahme von 15 Mio kWh und maximal 5 MW/a auf die Dauer von minde¬
stens 6 Jahren abgeschlossen worden. Der Strombezug war zwar anfangs teurer als von
den Gruben, stellte aber einen weiteren Markstein in der Zusammenführung der Saar-
Elektrizitätswirtschaft dar, da er die Abhängigkeit der öffentlichen Elektrizitätswirt¬
schaft von den MDF minderte. Vertreter des preußischen staatlichen Bergbaues prote¬
stierten in verschiedenen Verhandlungen vor der Rückgliederung des Saargebietes
gegen diesen sowie einen zwischen der Stadt Saarbrücken und dem Kraftwerk Wehr¬
den geschlossenen Stromlieferungsvertrag, da sie sich in der Lage glaubten, sofort nach
Übernahme der Gruben in deutsche Hand im Jahre 1935 diese Lieferungen überneh¬
men zu können. Auch der Netzausbau der VSE sollte zugunsten grubeneigener Leitun¬
gen deutlich zurückgeschraubt werden347. Von einer Fusion VSE/Wehrden wurde
nach mehreren Sitzungen einer eigens eingerichteten Verständigungskommission wie¬
der Abstand genommen, da man sich nicht über die jeweiligen Kapitalbeteiligungen
einigen konnte. Stattdessen kam es ab 12.12.1933 zu einer Personalgemeinschaft der
Vorstände. Keßler wurde in die Geschäftsführung nach Wehrden entsandt, Dr. Roden¬
hauser in den Vorstand der VSE bestellt. Von dieser Maßnahme erhofften sich die Auf¬
sichtsräte eine Erleichterung der Vorbereitung einer Fusion. Röchlings Vorschlag, zur
345 VSE-AHV, Sitzung der Verständigungskommission v. 06.11.1933, Aufsichtsratssitzung v.
23.05.1934; die Kapitalbeteiligungsverhältnisse bei der Kraftwerk Wehrden GmbH stellten
sich zu diesem Zeitpunkt wie folgt dar: Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke 25%, Land¬
kreis Saarbrücken 25%, Stadt Saarbrücken 15%, Preußenelektra 15% und Landkreis Saar¬
louis 20%.
346 Ab 20.09.1937 lief die 10 MW-T urbine aus Saarlouis in Wehrden im Dauerbetrieb (vgl. ASV
Sbr. GS-29, Prot. Arbeitsausschuß Kraftwerk Wehrden v. 15.12.1937).
347 Z.B. in Berlin, 04.09.1934 (LA Sbr. Einzelstücke Nr. 152), Brief von Neikes v. 02.11.1934
(ebd.). Tab. 39 verdeutlicht den vorübergehenden Rückgang der kW-Leistung der Gruben¬
kraftwerke nach 1935 und unterstreicht somit die berechtigten Befürchtungen von VSE
und Stadt Saarbrücken, daß es dem preußischen Fiskus nach der Rückgliederung nicht so¬
fort gelingen würde, neue Kapazitäten zu errichten.
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