gungsanstalten für irgendwelche Günstlinge der Gemeindevertretung“ und folglich zu
50 bis 100% überbesetzt. Die Netze der Gemeinden würden durchweg „stückweise an¬
geflickt“ und stünden in Insellage ohne Verbindung zu Nachbargemeinden. Ein hartes
Urteil, das aber die Notwendigkeit einer sinnvollen Neuorganisation aufzeigte. Gera¬
de noch rechtzeitig hatte Landrat Vogeler das Ruder im Aufsichtsrat der SLE herumrei¬
ßen können, um die Gesellschaft für die Landgebiete wieder aktzeptabel zu gestalten
und den Verlust von Städten und Kreisen, der vom Rand des Versorgungsgebietes her
drohte, zu stoppen. Für den Zweckverband Weiherzentrale war es zu spät, doch die
Landkreise St. Wendel und Saarlouis, die Gemeinden Dillingen, Neunkirchen und an¬
dere konnten neu gewonnen werden.
9. Vereint unter neuem Namen: Vereinigte Saar-Elektrizitäts-AG (VSE)
a) Anschluß der Kreise St. Wendel und Saarlouis
Die sinngebende Bedeutung von Firmennamen verdeutlicht das Beispiel der SLE. Be¬
reits im August 1927, mitten im Kampf um den Zweckverband Weiherzentrale, gab
der Landrat Rech des betroffenen Kreises Ottweiler zu verstehen, daß sich die Bevölke¬
rung des Zweckverbandes unter anderem auch am Namen Saarland-Lothringen
Elektrizitäts-AG störe, obwohl kein französisches Kapital mehr beteiligt sei, und riet,
„die Firma würde gut tun, ihren Namen baldigst zu ändern“258. Es sollte allerdings
noch etwas über zwei Jahre dauern, ehe die Umbenennung schließlich erfolgte. Ausge¬
löst wurde diese durch erneut aufgenommene Verhandlungen mit dem Zweckverband
1929, indem eine der Bedingungen zum Abschluß an die SLE lautete: „Dem Saar-
Elektrounternehmen ist ein Name zu geben, der die Zusammenfassung der Saar-
Elektrowirtschaft zum Ausdruck bringt“259. In der Forderung nach einer Auslö¬
schung des Namens „Lothringen“ bei der SLE spiegelte sich auch die große Enttäu¬
schung und „die nationale Erregung gegenüber Frankreich“ darüber wieder, daß die
Verhandlungen über eine vorzeitige Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche
Reich 1929 zu scheitern drohten260. Präsidium und Aufsichtsrat der SLE beschlossen
die Namensänderung am 22.10.1929, die außerordentliche Generalversammlung än¬
derte den § 1 des Gesellschaftsvertrages am 02.04.1930, der Handelsregistereintrag vom
15.04.1930 hielt fest: „Die Firma ist geändert und lautet jetzt: Vereinigte Saar-
Elektrizitäts-AG.“
Gerechtfertigt wurde das Vertrauen in den neuen Namen durch folgende Ereignisse:
Am 28.02.1928 konnten die Versorgungsanlagen des Landkreises St. Wendel für die
SLE vertraglich gesichert werden, am 01.04.1929 erfolgte die Übernahme des
Netzes261. Nach jahrelangem Rechtsstreit mit der Kravag in Saarlouis ging das Kraft¬
258 Ebd. GS-22, 05.08.1927.
259 VSE-AHV, Präsidiumssitzung v. 22.10.1929.
260 Zenner (1966), S. 320.
261 StadtA Sbr. BG 2517, 28.02.1928; VSE-AHV, Vertrag Nr. 239.
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