Full text: Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube Sulzbach-Altenwald

in die Küche“ zögen, was nicht nut unappetitlich sei, sondern auch gegen sanitätspolizei¬ 
liche Vorschriften verstoße. Wasser existiere im Haus überhaupt nicht, der im Haus be¬ 
findliche Brunnen sei versiegt, das Wasser müsse herbeigetragen oder gefahren werden, 
und endlich sei das Sulzbacher Schlafhaus „von Flöhen und Wanzen noch mehr übervöl¬ 
kert als mit Bergleuten, so daß Bergleute aus diesem Haus aussehen, als ob sie Hautaus¬ 
schläge hätten“. 
Der Arzt empfahl, das Sulzbacher Schlafhaus abzureißen, denn die etwa durch bauliche 
Veränderungen zu erzielenden Resultate stünden in keinem Verhältnis zu den Kosten, so 
daß am Ende ein Neubau besser und billiger wäre. Die Altenwalder Schlafhäuser hingegen 
erhielten von ihm bessere Zensuren: es herrsche dort Reinlichkeit, und es gebe auch keine 
„peinigenden Insekten“; die Zimmer seien größer als in Sulzbach und nicht so überbelegt, 
obgleich zwölf Mann in einem Schlafraum immer noch zuviel seien, 8 wären vollauf 
genug. 
Das Essen und Zubereiten von Speisen auf den Zimmern sei in Altenwald zwar verboten, 
doch die Kleider „mit dem bekannten Grubengeruch“ hängen auch dort in den Zimmern, 
deren Belüftung ebenfalls allein durch das Öffnen der Fenster geschehe, auch genüge die 
Abtrittsanlage nicht den Forderungen der Hygiene; aber immerhin befand der Arzt das 
Wasser in den Altenwalder Schlafhäusern als „ausreichend und gut“. Gleichwohl dürfte 
es auch in Altenwald ein Vergnügen nicht gewesen sein, in den dortigen Schlafhäusern zu 
logieren. 
Dennoch waren die Schlafhäuser 1864 „vollständig belegt“,64 und auch in den folgenden 
Jahren war der Andrang so groß, daß der Bau eines weiteren Schlafhauses in Altenwald 
in Aussicht genommen werden mußte: es wurde 1866 begonnen und 1868 fertiggestellt. 
Insgesamt waren in Schlafhäusern untergebracht: 
1862: in 4 Schlafhäusern 541 Mann 
1863: in 4 Schlafhäusern 539 Mann 
1868: in 5 Schlafhäusern 868 Mann 
1870: in 5 Schlafhäusern 640 Mann 
1871: in 5 Schlafhäusern 785 Mann 
1872: in 5 Schlafhäusern 863 Mann 
1873: in 5 Schlafhäusern 864 Mann 
1874: in 5 Schlafhäusern 863 Mann 
1878: in 5 Schlafhäusern 874 Mann 
1879: in 5 Schlafhäusern 837 Mann 
1880: in 5 Schlafhäusern 794 Mann 
Demnach war immer etwa ein Drittel der Belegschaft genötigt, in den Schlafhäusern Un¬ 
terschlupf zu suchen, der beschriebenen mißlichen Verhältnisse ungeachtet. Doch darf 
man dabei nicht vergessen, daß die Wohnverhältnisse damals auch sonst nicht gerade glän¬ 
zend waren, jedenfalls mit modernen Maßstäben nicht gemessen werden dürfen. 
^ LAS, Best. 564, Nr. 141, p. 103. 
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